Streit um verendete Rotwildkälber im Nationalpark Berchtesgaden
Die Bilder von meterhohen Schneemassen haben bereits im Januar befürchten lassen, was nun langsam zur Gewissheit wird: Der auslaufende Winter hat große Lücken in die Populationen der Wildtiere in den bayerischen Alpen gerissen. Wie die Seite bgland24.de nun berichtet, hat der Fund einiger toter Rotwildkälber rund um den Königssee im Nationalpark Berchtesgaden eine Diskussion über das Jagdmanagement im Nationalpark entfacht. Der Verein „Wildes Bayern e.V.“ erhebt nach dem Fund schwere Vorwürfe. Für die verhungerten Kälber gäbe es nur eine plausible Erklärung: Die Kälber haben den Weg zur nahen Fütterung nicht gefunden, weil ihre Mütter im Nationalpark zuvor von Jägern erlegt worden seien. Üblicherweise schließen sich dann die Waisen zu kleinen Paaren oder Gruppen zusammen, was den Fund gleich mehrerer Kälber erklären würde.
Der Nationalpark Berchtesgaden weist den Vorwurf zurück, die Mütter der Tiere erschossen zu haben. Vielmehr handele es sich dabei um einen natürlichen Vorgang.
Im Nationalpark Berchtesgaden wurden im Jahr 2017 119 Stück Rotwild erlegt und davon auffällig viele Schmaltiere (33 %). Im Jahr davor waren es insgesamt nur 57 Tiere. Bemerkenswert ist, dass es im Rahmen der Schutzwaldsanierung selbst im Nationalpark Berchtesgaden viele Gebiet gibt, in denen die Schonzeit für Rotwild und Rehe, vor allem aber für Gämse zum Teil ganzjährig aufgehoben wurde. Die Deutsche Wildtier Stiftung hat sich in ihrer Baden-Badener-Erklärung für die komplette Einstellung der Jagd auf den Prozessschutzflächen von Großschutzgebieten wie etwa Nationalparken ausgesprochen. Die komplette Aufhebung der Schonzeit lehnt die Stiftung mit Ausnahme von Flächen, die einem konkreten Objektschutz in den Tallagen dienen, ab.