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Unterart des Rothirsches in Afghanistan wiederentdeckt

(naturschutz.ch vom 08.10.2016) Forscher haben nach über 40 Jahren den Baktrischen Rothirsch (Cervus elaphus bactrianus) in Afghanistan wiederentdeckt. Bisher war man davon ausgegangen, dass die Art dort ausgestorben sei. Der Baktrische Rothirsch, auch als Bucharahirsch bekannt, ist in Zentralasien heimisch. Ursprünglich war er in Turkmenistan, im Amu-Darja Gebiet, im Dreiländereck Afghanistan, Usbekistan und Tadschikistan sowie der Syr-Darjy-Region verbreitet. Er wird zu den Edelhirschen (Cervus) gezählt und bildet eine Unterart des Rothirschs (Cervus elaphus).

Bereits in den 1970er Jahern wurden nur noch etwa 120 Exemplare der Art gezählt und sie sollte unter Schutz gestellt werden. Durch zwei Kriege und mehrere Jahrzehnte politischer Unruhen wurden diese Bemühungen im Keim erstickt. Während der Kriege wurde der Baktrische Rothirsch zur Nahrungsbeschaffung gejagt und stand kurz vor der Ausrottung.

Den Originalartikel finden Sie hier:

MOHEB et al. (2016): Bactrian deer (Cervus elaphus bactrianus) still exist in Afghanistan. DSG Newsletter Nº28, ISSN 2312-4644.

 

Als Rothirsche noch die Adriaküste entlang wanderten

(derstandard.at vom  19. Juni 2016) Für die meisten Menschen ist der Rothirsch der „König des Waldes“. Tatsächlich ist Europas zweitgrößte Hirschart erst mit der Ausbreitung des Menschen nach und nach zum Waldbewohner geworden – davor lebten die Tiere eher in Gebieten mit wenig Gehölzen oder Bäumen oder sogar in Steppen-ähnlichen Landschaften. Und sie dürften über weite Strecken gewandert sein, berichten Forscher der University of Georgia nach Fossilienfunden aus dem Adriaraum. Heute gibt es an den dichtbesiedelten Adriaküsten keine Rothirsche mehr. In der Altsteinzeit zogen sie jedoch offenbar mit dem Wechsel der Jahreszeiten die Küste entlang. Das Forscherteam analysierte die bis zu 12.000 Jahre alten fossilen Zähne von Rothirschen, Steinböcken und Gämsen aus drei Höhlen, die einst von Menschen bewohnt waren. Dabei interessierte sie der Anteil eines Sauerstoffisotops, das bei migrierenden Tieren eine geringere Schwankungsbreite als bei ortstreuen aufweist. Es zeigte sich, dass die Hirsche – anders als die beiden Spezies von Ziegenartigen – regelmäßig gewandert sein müssen; und die als Jäger und Sammler lebenden Menschen sind ihnen gefolgt. Die Forscher konnten über die Isotopenanalyse aber auch mitverfolgen, wie sich die Lebensweise der Hirsche im Lauf der Jahrtausende verändert hat. Je weiter es von der Alt- auf die Mittelsteinzeit zuging, desto geringer wurden die Entfernungen, die die Hirsche zurücklegten oder noch zurücklegen konnten.

Den vollständigen Artikel in derstandard.at  finden Sie hier.

Die wissenschaftliche Veröffentlichung finden Sie hier.

Pilaar Birch SE, Miracle PT, Stevens RE, O’Connell TC (2016) Late Pleistocene/Early Holocene Migratory Behavior of Ungulates Using Isotopic Analysis of Tooth Enamel and Its Effects on Forager Mobility. PLoS ONE 11(6): e0155714. doi:10.1371/journal.pone.0155714

Hirsch an Deck

(Neue Zürcher Zeitung vom 7.4.2016) Wo der Mensch hingeht, nimmt er Tiere mit. Wie britische Forscher nun festgestellt haben, gelangten bereits vor Tausenden Jahren Rothirsche durch den Menschen auf abgelegene schottische Inseln – und zwar als Bootspassagiere. Die Forscher untersuchten Erbgut aus Rothirsch-Knochen von den Äusseren und Inneren Hebriden, aus Orkney und vom schottischen Festland und verglichen es mit DNA-Sequenzen anderer Rothirsche. Wie sich zeigte, waren die Hirsche des Festlandes und der Inneren Hebriden eng miteinander und mit Tieren aus Irland und Norwegen verwandt. Das stützt laut den Forschern die These, dass Irland von England aus besiedelt worden sei, möglicherweise über die Inneren Hebriden.

Zu dem ganzen Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung gelangen Sie hier.

Zu der wissenschaftliche Veröffentlichung der Royal Society gelangen Sie hier.
Stanton DWG, Mulville JA, Bruford MW. (2016): Colonization of the Scottish islands via long-distance Neolithic transport of red deer (Cervus elaphus). Proc. R. Soc. B 283: 20160095.

Riesenhirsche überlebten die Eiszeit

(scinexx.de vom 10.06.15) In Baden-Württemberg gefundene Knochenreste haben sich überraschend als Relikte des Megaloceros giganteus, des Riesenhirsches, entpuppt. Im Journal „Scientific Reports“ hat ein Autorenteam u.a. von der Uni Tübingen ihre Untersuchungen der Knochenfragmente veröffentlicht: Demnach verschwanden die letzten Riesenhirsche offenbar doch nicht bereits in der Eiszeit aus Mitteleuropa. Stattdessen müssen einige Individuen noch vor 12.000 Jahren gelebt haben.

Der Riesenhirsch war einer der großen Pflanzenfresser des Eiszeitalters. Mit einer Schulterhöhe von zwei Metern und einem Geweih von bis zu 3,40 Metern Spannbreite war er eine imposante Erscheinung, die von unseren Vorfahren auch in vielen Höhlenbildern verewigt wurde. Doch mit dem Höhepunkt der letzten Kaltzeit vor rund 20.000 Jahren verschwand der 1,5 Tonnen schwere Hirsch aus Mitteleuropa – so dachte man jedenfalls bisher. Nur im Nordwesten Europas hielten sich noch einige Vorkommen, vor rund 7.000 Jahren starb der Riesenhirsch dann endgültig aus. Doch nun sind Johannes Krause von der Universität Tübingen und seine Kollegen bei Ausgrabungen in zwei Höhlen am Rand der Schwäbischen Alb auf fossile Knochen eines hirschähnlichen Tieres gestoßen. Datierungen ergaben, dass diese Relikte rund 12.000 Jahre alt sind. Weil zu dieser Zeit schon lange keine Riesenhirsche in dieser Gegend mehr vorkamen, hielt man die Knochen zunächst für die Relikte eines Urzeit-Elchs. Um ganz sicher zu gehen, unterzogen die Forscher die in den Höhlen Hohle Fels und Hohlenstein-Stadel entdeckten Knochen einer genetischen Untersuchung. Es gelang ihnen dabei, mitochrondriale DNA aus den Knochen zu gewinnen und auf ihre Artzugehörigkeit zu analysieren. Das überraschende Ergebnis: Es handelte sich eindeutig um Knochen des Riesenhirschs Megaloceros giganteus.

„Diese unerwartete Präsenz von Megalocerus giganteus in Süddeutschland nach der Eiszeit deutet darauf hin, dass dieser Riesenhirsch länger hier überlebte als bisher angenommen“, sagen die Forscher. Möglicherweise habe es auch in anderen Gebieten Mitteleuropas solche Überlebenden gegeben.

Konkurrenz durch Rothirsch und Co
Die DNA half den Forschern auch dabei, die Verwandtschaft der Riesenhirsche näher zu bestimmen – und einen möglichen Grund für ihr Aussterben. Demnach ist der heutige Damhirsch und nicht der Rothirsch der engste noch lebende Verwandte des Riesenhirsches. „Anhand des Körperbaus wurde spekuliert, ob der Rothirsch am nächsten mit dem Riesenhirsch verwandt sei, dies können wir in unserer Studie klar widerlegen“, sagt Erstautor Alexander Immel von der Universität Tübingen.

Der Rothirsch scheint dafür schon damals ähnlich wie die Rentiere ein Konkurrent des Riesenhirschs gewesen zu sein, wie Isotopenanalysen der Knochen nahelegten: „Vor der letzten Kaltzeit unterschieden sich die Werte von allen drei Arten, danach zeigte sich eine klare Übereinstimmung“, erklärt Mitautorin Dorothée Drucker. „Das deutet auf einen kleiner werdenden Lebensraum hin oder auf eine sich überschneidende Ernährungsweise der Hirscharten.“

Die Forscher spekulieren, dass sich die Riesenhirsche nach der letzten Kaltzeit den Lebensraum und die Nahrung mit anderen Hirscharten teilen mussten. Zudem war ihr bis zu 3,40 Meter breites Geweih wenig geeignet für das Leben im zunehmend bewaldeten Europa. Wahrscheinlich setzten dem Riesenhirsch die Konkurrenz mit anderen Arten sowie eine mögliche Überjagung durch Menschen zu, was letztlich zum Aussterben dieser imposanten Hirsche führte. (Scientific Reports, 2015;  doiu.a. von der Uni Tübingen : 10.1038/srep10853)

Den gesamten Artikel auf scinexx.de finden Sie hier.

Den online-Artikel „Mitochondrial Genomes of Giant Deers Suggest their Late Survival in Central Europe“ finden Sie hier.