Auf Initiative ihres Stifters Haymo G. Rethwisch fand im Jahr 2002 das 1. Rotwildsymposium der Deutschen Wildtier Stiftung im Bundeslandwirtschaftsministerium in Bonn statt. Seither setzt sich die Stiftung für ein Wildtiermanagement ein, dass durch tiergerechte Jagd der überlebenden Population arttypische Verhaltensweisen ermöglicht. 2022 lud die Stiftung nun zu ihrem mittlerweile 10. Rotwildsymposium nach Berlin ein.
10. Rotwildsymposium
Rückblick und Ausblick nach 20 Jahren Rotwildarbeit der Deutschen Wildtier Stiftung am 19. und 20. Mai 2022 in Berlin
Das 10. Rotwildsymposium der Deutschen Wildtier Stiftung fand mit mehr als 150 Teilnehmern, darunter Spitzenvertreter aus Politik, Behörden, Naturschutzverbänden, Jagd sowie Land- und Forstwirtschaft, im renommierten Berliner Allianz-Forum am Brandenburger Tor statt. Im Rückblick auf die vorangegangenen Rotwildsymposien wurden dabei jagdpolitische und -praktische Themen in den Vorträgen aufgegriffen. Dazu gehörten tiergerechte Jagdstrategien, die ökologische Funktion von Huftieren, der Lebensraumverbund, Hegegemeinschaften oder behördlich verordnete Rotwildbezirke.
Erfolge und Herausforderungen
Prof. Klaus Hackländer, Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung, betonte, dass immerhin vier Bundesländer seit 2002 formal die Rotwildbezirke abgeschafft haben. Dr. Rudi Suchant von der Forstlichen Versuchsanstalt Baden-Württemberg und auch Olaf Simon vom Institut für Tierökologie und Naturbildung unterstrichen, dass tiergerechte Jagdstrategien wie Wildruhezonen und kurze Jagdzeiten vielerorts Einzug in die jagdliche Praxis gehalten haben. Doch auf dem Symposium wurde auch klar: Die Herausforderungen für die Zukunft sind groß. Ein drängendes Beispiel ist der immer offensichtlicher werdende Verlust genetischer Variation in den verinselten Rotwildpopulationen. Dr. Katharina Westekemper von der Uni Göttingen sowie Prof. Gerald Reiner von der Uni Giessen forderten mehr Querungshilfen über Autobahnen sowie die Abschaffung aller behördlichen Verbreitungsgrenzen. Ein dringend notwendiger erster Schritt wäre, wandernde, männlichen Tiere zu schonen, damit sie ihre Gene weitertragen können.
Den Einfluss des Wildes auf die Waldvegetation diskutierten sowohl Dr. Ulf Hohmann von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz als auch Stefan Michel vom NABU. Hohmann stellte eine Wildruhezone im Biosphärenreservat Pfälzerwald vor, in der der Einfluss des Wildes auf die Waldverjüngung seit Beginn eines Jagdverzichtes vor fast 10 Jahren sogar abgenommen hat. Michel stellte in seinem Vortrag die ökologischen Funktionen des Rothirsches vor, die in seinen Lebensräumen einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt leisten. Prof. Markus Moling von der Philosophisch Theologischen Hochschule Brixen setzte sich in seinem Vortrag mit den ethisch-moralischen Aspekten für eine tiergerechte Jagd auseinander. Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung setzte sich schließlich mit dem Tierschutz bei der Rotwildjagd auseinander. Ein zentrales Anliegen müssen dabei immer der Muttertierschutz sein, damit keine Rotwildkälber durch die Jagd verwaisen.
In seinem Schlusswort unterstrich Prof. Klaus Hackländer, dass der Tierschutz bei der Rotwildjagd und die Sicherung der genetischen Variabilität der Rotwildpopulationen die zentralen Zukunftsthemen der Deutschen Wildtier Stiftung mit Blick auf das Rotwild sein werden. Das 10. Rotwildsymposium klang anschließend bei einem festlichen Abendessen in der Reichstagskuppel aus.
Download
Programm des 10. Rotwildsymposiums
Pressemeldung vom 23.5.2022 aus Anlass des 10. Rotwildsymposiums