Reh- und Rotwild werden gezählt
(Quelle: Trierischer Volksfreund vom 13. Mai 2014) Mit der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt als rheinland-pfälzischem Projektpartner startet im April ein bundesweites Wilderfassungsprojekt unter anderem im Hunsrück und in der Lüneburger Heide. Dabei sollen bis 2015 moderne Techniken zum Einsatz kommen, von denen sich die Forscher neue Aufschlüsse zur Ermittlung der Bestandshöhe insbesondere von Reh- und Rotwild erhoffen. Gefördert wird das Forschungsvorhaben von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, geleitet wird es vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.
Ebenfalls eingebunden ist das Ingenieurbüro Aerosense aus dem pfälzischen Quirnheim. „Wir entwickeln seit Jahren Verfahren, mit denen wir die Möglichkeiten neuer Techniken beispielsweise in der Genetik oder der Fotografie für die Wilderfassungen nutzen wollen“, erklärt Ulf Hohmann, Leiter der Forschungsgruppe Wildökologie an der Forschungsanstalt in Trippstadt.
Die Zählungen mit unterschiedlichen Verfahren haben im April begonnen. Dafür gehen die Forscher auch in die Luft. Geplant sind nächtliche Zählungen mit Scheinwerfern oder mit Infrarotkameras vom Auto aus. An zwei Tagen wird auch eine Befliegung mit Infrarotkameras an Bord eines Leichtflugzeugs durchgeführt. Darüber hinaus wird Kot gesammelt, der anschließend im Labor zur Identifikation von Tieren genetisch untersucht wird. Auch Möglichkeiten des Einsatzes von sogenannten Fotofallen sollen überprüft werden. Mit diesen mit Bewegungssensoren ausgerüsteten Kameras haben die Trippstadter Forscher bereits seit zwei Jahren vielversprechende Studien im Bienwald bei Kandel durchgeführt. Solche Kameras dürfen in Rheinland-Pfalz zu wissenschaftlichen Zwecken in zeitlich begrenzten Forschungsprojekten nur in enger Absprache und nach den Vorgaben des Landesdatenschutzbeauftragten eingesetzt werden. Das Recht, als Waldbesucher in freier Natur unbeobachtet zu sein, ist für alle Projektbeteiligten unbestritten ein hohes Gut. Aus diesem Grund werden die Fotokameras in verschlossenen Metallboxen vor dem Zugriff Unbefugter geschützt. Ein über der Kamera angebrachtes und gut sichtbares Schild informiert, falls man abseits der Wege auf so eine Kamera stoßen sollte, zu welchem Zweck die Kamera eingesetzt wird und an wen man sich bei eventuellen Rückfragen wenden kann.
Der Aufbau der Metallboxen konzentriert sich auf eine 5000 Hektar große Fläche im Herzen des Hunsrück um Börfink (Landkreis Birkenfeld). Der Einbau der Kameras und damit die eigentlichen Zählungen laufen bis Juni. Eine weitere Aufnahmeperiode folgt im Herbst (September/Oktober). In der Zwischenphase werden die Kameras entnommen. Spätestens im November werden dann die Metallboxen mitsamt den Kameras komplett abgebaut. „Die Auswahl des Projektgebiets ist im Hinblick auf die anstehende Ausweisung des dortigen Nationalparks ein ausgesprochener Glücksfall“, sagt Martin Döscher, Revierleiter im Forstamt Dhronecken.