Zähltag! Sendung im NDR zur Schalenwild-Erfassung

(NDR „NaturNah“ vom 31.03.2015). Wie zählt man Schalenwild wie Reh- und Rotwild? Mit dieser Frage beschäftigen sich Wissenschaftler der Tierärztlichen Hochschule Hannover im Rahmen einer Studie, die die Deutsche Bundesstiftung Umwelt in Auftrag gegeben hat. Am 30. und 31. März hat das NDR-Fernsehen zwei Fernsehbeiträge über das Projekt gezeigt.

In dem Projekt „Vergleichende Analyse verschiedener Methoden zur Erfassung von freilebenden Huftieren“  werden verschiedene Methoden zur Erfassung von einzelnen Schalenwildarten getestet, um erstmalig aussagekräftige Ergebnisse über Bestandsdichten zu erhalten. Bisher gibt es keine verlässliche Methode, um Wild auf einer definierten Fläche unter natürlichen Bedingungen zählen zu können. Für ein modernes Wildtiermanagement sind Kenntnisse über die Populationsgröße einzelner Schalenwildarten jedoch dringend erforderlich.

Insgesamt werden im Rahmen dieser Studie fünf unterschiedliche Methoden (Scheinwerferzählung, Infrarot [IR]-Taxation/Distance Sampling, Erfassung aus der Luft, Frischkot-Genotypisierung, Fotofallenmonitoring) getestet und verglichen.

Einen 3-minütigen Fernsehbeitrag in der Sendung Hallo Niedersachsen finden Sie hier.

Einen ausführlichen Fernsehbeitrag in der Sendung NaturNah finden Sie hier. 

 

Hirsch Ludwig auf Sendung im Nationalpark

(Österreichische Bundesforste vom 28.01.2015) Überraschende Ergebnisse im Rotwild-Forschungsprojekt der Österreichischen Bundesforste im Nationalpark Kalkalpen – Hirsche senden 50.000 GPS-Daten per SMS – Weitere Besenderungen geplant

Neue Erkenntnisse bringt das mehrjährige Telemetrieprojekt der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) in Zusammenarbeit mit der Nationalpark Gesellschaft zur Erforschung des Rotwildes im Nationalpark Kalkalpen in Oberösterreich. „Unser Ziel ist es, die Wanderungen des Rotwildes wissenschaftlich zu dokumentieren und ihr Verhalten in der seit knapp 20 Jahren nicht mehr bejagten Ruhezone des Nationalparks zu erforschen“, erklärt Georg Erlacher, Vorstandssprecher der Bundesforste, die den Großteil der Flächen des Schutzgebietes betreuen. „Die fundierten Daten dienen auch dazu, unser Wildtiermanagement im Nationalpark weiter zu optimieren.“ Seit 2012 wurden insgesamt 19 Hirsche und Hirschkühe – alle zur eindeutigen Unterscheidung mit eigenen Namen versehen – mit GPS-Halsbändern ausgestattet. Bis zu sieben Mal pro Tag senden Ludwig, Kordula & Co ihre Koordinaten aus den weitläufigen Wäldern und übermittelten via SMS bereits 50.000 Peilpunkte. Die Daten einiger Tiere wurden nun zu ersten aufwändigen Bewegungsprofilen verarbeitet, die Aufschluss über Lauf-, Tag- und Nachtaktivität der größten Säugetiere in der Region geben. „Schon die ersten Auswertungen haben uns überrascht“, meint Erlacher. „Sie zeigen uns, dass sich Rotwild in der Natur nicht immer so verhält, wie wir dies ursprünglich angenommen haben.“

Das Wandern ist des Hirschen (Un-)Lust

Die im Laufe eines Jahres zurückgelegten Strecken unterscheiden sich von Tier zu Tier zwar deutlich, die Wanderrouten sind insgesamt jedoch erheblich kürzer als erwartet. Der sechsjährige Hirsch Ludwig zum Beispiel ist von sehr gemütlicher Natur. Nicht einmal 1,5 km streift er durchschnittlich pro Tag umher und bewegt sich dabei durch ein relativ kleines Gebiet von rund 2.400 Hektar. Seine weibliche Artgenossin Kordula ist im stolzen (Hirschkuh-)Alter von 15 Jahren hingegen schon etwas sportlicher: Sie bewältigt immerhin Strecken von über 750 km pro Jahr und legt dabei fast 90.000 Höhenmeter zurück. Zu ihren Lieblingsplätzen zählen Einstände rund um den Almkogel auf rund 1.000 Meter Seehöhe mit teils herrlicher Aussicht ins Alpenvorland. Während der Brunftzeit sind die Flächen rund um den Hengstpass beim Rotwild besonders beliebt. Von September bis Oktober buhlen männliche Hirsche hier um die Gunst potenzieller Partnerinnen.

Aktiv durch die Dämmerung

Wird vielerorts gemutmaßt, dass sich Rotwild durch verstärkte Nachtaktivität einer Bejagung geschickt entzieht, zeigen die ersten Telemetriedaten, dass die Tiere die längsten Strecken in der Dämmerung zurücklegen. Auch täglich wiederkehrende Bewegungsmuster, wie Jäger sie vermuten, kennen die Tiere meist nicht. „Wie wir aus den bisherigen Auswertungen sehen, scheint auch die jagdfreie Ruhezone wenig Einfluss auf die Streifgebiete des Rotwildes zu haben“, so Erlacher.

Weitere Hirschbesenderungen im Winter geplant

In den kommenden Wochen sollen drei weitere Hirsche bzw. Hirschkühe bei den Winterfütterungen, zu denen sich die Tiere in der kargen Jahreszeit regelmäßig einfinden, mit einem GPS-Halsband versehen werden. Zwei Jahre wird das Rotwild dann rund alle drei Stunden Peildaten übermitteln und Wissenswertes über seine Wanderbewegungen preisgeben. „Für eine fundierte wissenschaftliche Aufarbeitung brauchen wir so viele Bewegungsdaten wie möglich. Manchmal kann ein Peil-Sender auch ausfallen oder die Tiere bevorzugen Plätze in entlegenen Gebieten, in denen kein GSM-Netz verfügbar ist“, erklärt Erlacher. Unterstützt wird das Rotwild-Telemetrie-Projekt vom Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER). Das Projekt läuft noch weitere zwei Jahre, die finalen Ergebnisse werden voraussichtlich 2017 zur Verfügung stehen.

Winterliches Hirsch-Theater im Nationalpark Kalkalpen

Für Naturfans bietet der 21.000 ha große Wald-Nationalpark Kalkalpen von Jänner bis März alljährlich ein ganz besonderes Schauspiel. Im Bodinggraben, einem der schönsten Talschlüsse der Kalkalpen, finden sich täglich rund 40 bis 90 Hirsche und Hirschkühe bei der Winterfütterung ein. Im Rahmen geführter Touren können die prächtigen Tiere von einer Besucherplattform aus so nah wie sonst nie beobachtet werden. Weitere Informationen und Anmeldungen im Nationalpark Zentrum Molln unter der Telefonnummer 07584/3651.

Rückfragehinweis

Österreichische Bundesforste
Andrea Kaltenegger, Unternehmenskommunikation
E-Mail: andrea.kaltenegger@bundesforste.at

Rotwild als Landschaftspfleger?

Der Geschäftsbereich Bundesforst der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben wird gemeinsam mit den Universitäten Göttingen und Dresden ab 2015 ein fünfjähriges Forschungsprojekt zum Einfluss von Rotwild auf Offenlandbiotope durchführen. Die Untersuchungen werden auf dem Truppenübungsplatz der US-Streitkräfte in Grafenwöhr durchgeführt.

Offene und halboffene Landschaften unterschiedlicher Größe und Ausprägung sind ein wichtiges Merkmal der mitteleuropäischen Kulturlandschaft. Das vorhandene Spektrum an ökologisch wichtigen Lebensräumen und Lebensgemeinschaften wurde maßgeblich von historisch gewachsenen, extensiven landwirtschaftlichen Nutzungssystemen geprägt. Die über lange Zeit konstante Nutzung und Gestaltung durch den Menschen ist eine wichtige Basis der heute in der Kulturlandschaft vorhandenen biologischen Vielfalt.

Aufgrund gravierender Veränderungen in der Landnutzung hat der Erhalt extensiv genutzter Offenlandlebensräume in den letzten Jahrzehnten massiv an Bedeutung gewonnen. Sie beinhalten zahlreiche seltene, streng geschützte Lebensraumtypen und sind Rückzugsräume für viele gefährdete Arten. Um die betreffenden Pflanzengesellschaften und den offenen Charakter der Flächen zu erhalten, ist ein laufender Entzug von Biomasse durch deren Nutzung oder regelmäßige Pflegeeingriffe erforderlich. Großflächige Schutz- und Managementkonzepte sind daher vergleichsweise aufwändig und kostenintensiv. Als ein in ökologischer Hinsicht zielführendes Instrument hat sich die extensive Beweidung mit robusten Rassen verschiedener Nutztierarten etabliert. Das System ist jedoch auch mit einigen Nachteilen behaftet und nicht auf allen Flächen realisierbar. Das gestalterische Potential wildlebender heimischer Huftiere wurde bisher kaum berücksichtigt.

Im Rahmen dieses Vorhabens soll daher untersucht werden, welchen Beitrag autochthone, freilebende Rothirschvorkommen zur Pflege von Offenlandbiotopen leisten können. Ziel des Projektes ist es den Zielerreichungsgrad und die Anwendbarkeit des Systems „Rothirschbeweidung“ zu klären und die für eine Umsetzung relevanten Wissensdefizite zu beseitigen. Als Projektgebiet wurde der von der US-Armee genutzte Truppenübungsplatz Grafenwöhr / Bayern ausgewählt. Der dort vorhandene Rothirschbestand nutzt aufgrund eines zielgerichteten Wildtiermanagements intensiv die offenen Teile des Lebensraumes. Über einen Zeitraum von insgesamt 5 Jahren sollen die Vegetationsentwicklung, das Raum-Zeit-Verhalten sowie die diesbezüglichen Wechselbeziehungen in zwei Teillebensräumen untersucht werden. Hierzu werden zwei feste Bezugsflächen mit unterschiedlichen standörtlichen Voraussetzungen und Vegetationstypen ausgewählt. In jeder der beiden Flächen werden bis zu 15 Rothirsche beider Geschlechter mit GPS-Sendern versehen und die vorhandenen Vegetationsgesellschaften sowie ihre Veränderung erfasst. Darüber hinaus werden auf Testflächen in beiden Lebensräume detailliert die Fraßeinwirkung auf die Vegetation ermittelt und Wechselwirkungen zusätzlicher gezielter Pflegemaßnahmen (Feuer, Mahd) mit der Beweidung durch Rothirsche untersucht.

Das Vorgehen liefert eine umfangreiche Datengrundlage zu Habitatnutzung und Habitatgestaltung von Rothirschen im Offenland und erlaubt so eine umfassende Erprobung, Analyse und Bewertung des Beweidungssystems sowie ergänzender Steuerungsinstrumente. Abschließend sollen konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet und bei entsprechender Ergebnislage ein konzeptioneller Rahmen für die praktische Umsetzung in anderen Lebensräumen entwickelt werden. Gefördert wird das Pilotprojekt aus Mitteln des Zweckvermögens des Bundes bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank.

Rotwildkonzeption in der ARD

In ihrer Sendung „[w] wie wissen“ hat die ARD am 15. November die Rotwildkonzeption Südschwarzwald vorgestellt. Wildtierexperten von der Forstwissenschaftlichen Versuchsanstalt Baden Württemberg entwickelten bereits vor einigen Jahren die Idee, in der Region um den Schluchsee Ruhezonen für das Wild anzulegen. Hier sollte geeignete Nahrung vorhanden sein, aber auch weitestgehend Jagdruhe übers Jahr herrschen. Aber mit diesen Maßnahmen zur Wildtierlenkung allein war es nicht getan – immer noch kam es zu Konflikten zwischen Forst- und Landwirtschaft und Rotwild. Man gründete deshalb die Rotwild-AG. Jäger, Landwirte, Privatwaldbesitzer aber auch Wildtierexperten und Tourismusvertreter suchen hier bis heute nach gemeinsamen Lösungen. Die sogenannte Rotwildkonzeption entstand, in der sich alle freiwillig Regeln auferlegten.

Den ARD-Beitrag zur „Rotwildkonzeption Südschwarzwald“ finden Sie hier.

Eine Broschüre zur „Rotwildkonzeption Südschwarzwald“ finden Sie hier.

Projekt „Rothirsch in der Ostschweiz“ mit ersten Erkenntnissen

(Quelle: www20min.ch) Das Verhalten von Rothirschen wird im Kanton St.Gallen seit einigen Monaten im Rahmen eines Forschungsprojekts der Zürcher Hochschule überwacht. Sieben Rothirsche in der Region Grabserberg sind seit letztem Winter mit GPS-Sendern versehen. Damit sind die Forscher stets informiert, wo sich die Wildtiere aufhalten. Alle paar Stunden erhält Dominik Thiel, Chef des Amts für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St. Gallen, eine entsprechende Meldung. Von den ersten Forschungserkenntnissen ist Thiel überrascht: «Wir haben damit gerechnet, dass die Tiere Sommer- und Winterwanderungen machen. Das war bisher nicht der Fall.» Bis jetzt seien die Rothirsche noch immer in der Region Grabserberg, wo ihnen der GPS-Sender montiert wurde. Ob sie den Sommer durch auch hier bleiben, will man nun laut dem «Regionaljournal SRF» beobachten.

Zusätzliche Sonde

Für zusätzliche Erkenntnisse werden im kommenden Winter weitere Rothirsche mit Sendenr ausgestattet. Zudem wird ihnen eine Sonde eingesetzt. «Die Sonde gibt Informationen über die Körpertemperatur und den Herzschlag der Tiere. Das und die Position der Tiere zeigt dann, ob die Tiere gestört werden und ob sich dadurch ihr Ernährungsverhalten ändert», so Thiel gegenüber dem Regionaljournal SRF.

Am Forschungsprojekt beteiligen sich die Kantone St. Gallen und beide Appenzell. Ausgewertet werden die Ergebnisse in Zusammenarbeit mit dem Wildtiermanagement der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Life Sciences in Wädenswil. In drei Jahren werden dann ausführliche Resultate des Projekts erwartet.

 

Mehr zu dem Projekt erfahren Sie hier.

Reh- und Rotwild werden gezählt

(Quelle: Trierischer Volksfreund vom 13. Mai 2014) Mit der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt als rheinland-pfälzischem Projektpartner startet im April ein bundesweites Wilderfassungsprojekt unter anderem im Hunsrück und in der Lüneburger Heide. Dabei sollen bis 2015 moderne Techniken zum Einsatz kommen, von denen sich die Forscher neue Aufschlüsse zur Ermittlung der Bestandshöhe insbesondere von Reh- und Rotwild erhoffen. Gefördert wird das Forschungsvorhaben von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, geleitet wird es vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.

Ebenfalls eingebunden ist das Ingenieurbüro Aerosense aus dem pfälzischen Quirnheim. „Wir entwickeln seit Jahren Verfahren, mit denen wir die Möglichkeiten neuer Techniken beispielsweise in der Genetik oder der Fotografie für die Wilderfassungen nutzen wollen“, erklärt Ulf Hohmann, Leiter der Forschungsgruppe Wildökologie an der Forschungsanstalt in Trippstadt.

Die Zählungen mit unterschiedlichen Verfahren haben im April begonnen. Dafür gehen die Forscher auch in die Luft. Geplant sind nächtliche Zählungen mit Scheinwerfern oder mit Infrarotkameras vom Auto aus. An zwei Tagen wird auch eine Befliegung mit Infrarotkameras an Bord eines Leichtflugzeugs durchgeführt. Darüber hinaus wird Kot gesammelt, der anschließend im Labor zur Identifikation von Tieren genetisch untersucht wird. Auch Möglichkeiten des Einsatzes von sogenannten Fotofallen sollen überprüft werden. Mit diesen mit Bewegungssensoren ausgerüsteten Kameras haben die Trippstadter Forscher bereits seit zwei Jahren vielversprechende Studien im Bienwald bei Kandel durchgeführt. Solche Kameras dürfen in Rheinland-Pfalz zu wissenschaftlichen Zwecken in zeitlich begrenzten Forschungsprojekten nur in enger Absprache und nach den Vorgaben des Landesdatenschutzbeauftragten eingesetzt werden. Das Recht, als Waldbesucher in freier Natur unbeobachtet zu sein, ist für alle Projektbeteiligten unbestritten ein hohes Gut. Aus diesem Grund werden die Fotokameras in verschlossenen Metallboxen vor dem Zugriff Unbefugter geschützt. Ein über der Kamera angebrachtes und gut sichtbares Schild informiert, falls man abseits der Wege auf so eine Kamera stoßen sollte, zu welchem Zweck die Kamera eingesetzt wird und an wen man sich bei eventuellen Rückfragen wenden kann.

Der Aufbau der Metallboxen konzentriert sich auf eine 5000 Hektar große Fläche im Herzen des Hunsrück um Börfink (Landkreis Birkenfeld). Der Einbau der Kameras und damit die eigentlichen Zählungen laufen bis Juni. Eine weitere Aufnahmeperiode folgt im Herbst (September/Oktober). In der Zwischenphase werden die Kameras entnommen. Spätestens im November werden dann die Metallboxen mitsamt den Kameras komplett abgebaut. „Die Auswahl des Projektgebiets ist im Hinblick auf die anstehende Ausweisung des dortigen Nationalparks ein ausgesprochener Glücksfall“, sagt Martin Döscher, Revierleiter im Forstamt Dhronecken.

Mehr Informationen zum Projekt finden Sie hier.