Entwicklung der Rotwildpopulation in der HG Schuenhagen

In der Hegegemeinschaft Schuenhagen – Franzburg (Nordvorpommern) ergaben sich im vergangenen Jahr Unstimmigkeiten zur Populationsdynamik und Höhe des Rotwildbestandes zwischen den Jägern, Jagdbehörden und den Grundeigentümern. Die Aufgabe eines bestellten Gutachters bestand darin, eine realistische Einschätzung der Entwicklung des Rotwildbestandes zu erarbeiten, auf deren Grundlage auf der Mitgliederversammlung der Hegegemeinschaft ein von allen Parteien getragener Abschussplan verabschiedet werden konnte.

Zusammenfassend stellte der Gutachter fest, dass der gegenwärtige Rotwildbestand in der Hegegemeinschaft Schuenhagen – Franzburg ca. 700 Stück Rotwild beträgt und damit etwa das Doppelte des Zielbestandes. Er empfiehlt dringend einen zeitlich begrenzten Maßnahmeplan, der eine drastische Reduzierung von Zuwachsträgern vorsieht.

Das Gutachten zur Entwicklung der Rotwildpopulation finden Sie hier.

Mehr Informationen zur Hegegemeinschaft Hochwild Schuenhagen-Franzburg finden Sie hier.

 

 

Von (A)ustritt bis (Z)usammenarbeit: Aktuelles aus Hegegemeinschaften

Während sich die einen noch streiten, ziehen andere bereits an einem Strang: Vor einem halben Jahr hat der Arbeitskreis „Lebensraumkonzept für das Rotwildgebiet Wattenberg-Weidelsburg“ (Nordhessen) seine Arbeit aufgenommen. Neben der Hegegemeinschaft, dem Forstamt, Jägern und Landwirten sind in dem Arbeitskreis Wissenschaftler der Uni Kassel und weitere Naturschützer eingebunden. Ziel des Arbeitskreis ist, den Bestand an Rotwild zu erhalten und gleichzeitig seinen Lebensraum zu verbessern. Außerhalb des Waldes soll der Lebensraum zugunsten des Rotwildes verbessert werden, zum Beispiel durch Feldholzinseln und durch Wildruhezonen. Einen Artikel aus der HNA finden Sie hier.

In Sachsen führte ein unterlegener Antrag auf Abwahl des Vorstandes dagegen zum Austritt von drei Forstbezirken des Staatsbetriebes Sachsenforst aus der Hegegemeinschaft Erzgebirge. In der Hegegemeinschaft schwelt seit einigen Monaten ein Streit um die Abschussplanung und der Staatsbetrieb strebte die Ablösung des bisherigen Vorstandes an. Einen Artikel aus der Freien Presse finden Sie hier.

Bei vergleichsweise sehr niedrigen Wilddichten steht derzeit der Fortbestand eines Wintergatters in Oberbayern zur Diskussion. Der Forstbetrieb Ruhpolding will das Fütterungsangebot für Hirsche im Winter reduzieren und ein Wintergatter auflösen. Doch vor allem steht der fürs nächste Jahr angestrebte Abschusssoll in der Kritik: Der Kreisvorsitzende der Jägervereinigung Rosenheim befürchtet, dass die Wilddichte deutlich unter 10 Tiere pro 1.000 Hektar fallen wird. Einen Artikel aus der ovb-online finden Sie hier.

 

Hegegemeinschaft Meulenwald plant Wildzählung

(Volksfreund vom 18. März 2003) (Zemmer-Rodt) Die Rotwild-Hegegemeinschaft Meulenwald, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit 24 Jagdbezirken, ist gut aufgestellt. Diese Einschätzung äußerte der Vorsitzende Gundolf Bartmann auf der Jahresversammlung im Gasthaus Wolter in Rodt vor Jägern, Pächtern und Grundeigentümern. Dem Ziel einer flächendeckenden Population komme man bei insgesamt moderatem Wildbestand sehr nahe, sagte er. Die Bemühungen, die Abschusspläne zu erfüllen, seien erkennbar, und es gebe keine Klagen vonseiten der Landwirtschaft. Bartmann: „Wir haben keine dramatischen Wildschäden, das sieht in Saar und Hunsrück etwas anders aus.“ Als größte Gefahr bezeichnete der Forstdirektor nicht gemeldete Abschüsse und „verschwundene Hirsche“. Bartmann warb bei den Mitgliedern dafür, Verstöße zu melden – andernfalls verspiele man das Vertrauen in die Abschussziele. Er berichtete, dass eine Hegemeinschaft in der Eifel bereits 1000 Euro auf die Hand zahle für Hinweise auf „Kofferraumtiere“. „Dieses Denunziantentum wollen wir nicht“, sagte der Chef des Forstamts Trier.

Um das Rotwild, die größte Wildart in deutschen Wäldern, zu zählen, habe sich die Scheinwerferzählung bewährt, teilte Geschäftsführer Hagen Flora mit. Er kündigte an, dass bereits im Sommer Teams zusammengestellt und geschult werden sollen, damit im März oder April nächsten Jahres mittels Fahrzeugen gezählt werden kann. Ein Team könne rund 2.000 Hektar Wald in einer Nacht durchkämmen.

„Der Hirsch gehört zu uns“

(erschienen in „Freie Presse“ am 08.01.2015) Im Osterzgebirge ist eine Debatte um die Sinnhaftigkeit von einigen Jagden im Forstbezirk Marienberg entbrannt. Jäger werfen dem Forstbezirk radikales Vorgehen gegen das Rotwild vor, der den Bestand auf max. 20 Tiere pro 1.000 ha senken will. Trotz scharfer Kritik hält der Forstbezirk an seinem Jagdkonzept fest.

Auch außerhalb der Region wird inzwischen heftig über die Methoden im Sachsenforst gestritten. Carsten Geißler ist Jäger. Es sitzt im Vorstand der Hegegemeinschaft Osterzgebirge und ist Mitglied des Jagdverbandes Weißeritzkreis. Der Bannewitzer (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) geht mit dem Forstbezirk Marienberg hart ins Gericht – das sei allerdings seine private Meinung, betont er.

Die Argumentation von Forstleiter Ingo Reinhold, dass angesichts des Waldumbaus der Wildbestand in seinen Wäldern weiter sinken müsse, kann Carsten Geißler nicht nachvollziehen. Der Bannewitzer wirft dem Forstbezirk Marienberg sogar vor, „offensichtlich in sehr radikaler Form“ gegen das Schalenwild, besonders gegen die größte frei lebende Wildtierart in Deutschland, das Rotwild, vorzugehen. Es werde grundsätzlich der Waldumbau vor die Daseinsberechtigung des Wildes in artgerechten Populationen gestellt – „wobei ich mich fragen muss: mit welchem Recht? Es werden dort nicht-artgerechte Populationsgrößen angestrebt: Rotwild ist ein Rudelwild, und wie mit den rechnerischen ein bis zwei Stück pro 100 Hektar Fläche Rudel zusammenkommen sollen, die artgerecht sind, ist äußerst fragwürdig“, stellt der Jäger aus dem Osterzgebirge fest.

Er steht damit auf der Seite der einheimischen Jäger, die unter der Überschrift „Der Hirsch gehört zu uns“ in einem offenen Brief ein generelles Umdenken im Forstbezirk fordern. „Es geht nur ums Totschießen“ formulierten in diesem unter anderem Karsten Bergner, der Vorsitzende der Rotwildhegegemeinschaft Erzgebirge und seine Mitstreiter, darunter die Vorsitzenden der Jagdverbände Zschopau, Marienberg und Annaberg. Mehr als 2000 Menschen aus dem gesamten Erzgebirge haben den Brief inzwischen unterschrieben.

Carsten Geißler sagt, dass eine Naturverjüngung des Waldes ohne Gatterung möglich sein muss. Das könne funktionieren, wenn flankierend Maßnahmen vorgenommen würden, die der Gesetzgeber in Sachsen definiert hat. Lebensraumverbesserung sei als Aufgabe von Hegegemeinschaften an erster Stelle genannt. Als Beispiele dafür führt Carsten Geißler unter anderemdie Schaffung von Wald-Rand-Zonen mit Deckung auf, Besucherlenkung, die Schaffung von Wildruhezonen, Kernzonen mit Betretungsverbot sowie ein durchdachtes, wildartengerechtes und ökologisches Notzeit-Fütterungskonzept. Dann könne man auch gatterungsfrei die Naturverjüngung sprießen sehen. „Wenn man aber alle diese Maßnahmen, die auch von Wildbiologen und meines Wissens zum Beispiel von der Deutschen Wildtier-Stiftung gefordert werden, ignoriert und negiert, dann bleibt natürlich nur der Totalabschuss des freilebenden Schalenwildes.“ Schalenwildbestände anzupassen sei eine begründete Forderung, wo forstliche oder landwirtschaftliche Schäden nicht vertretbar sind.

Noch etwas ist Carsten Geißler wichtig: Rot- und Rehwild fahren bei Schnee und Frost ihren Körperhaushalt auf Sparflamme, der Stoffwechsel wird verlangsamt, die Körpertemperatur gesenkt. Wenn dann gefordert wird, auch im Januar noch Drückjagden bei Schneelage und Frost abzuhalten, „ist das für mich ein Verstoß gegen jede vorbildliche Jagdausübung. Und das sage ich als Jäger. Jagderfolg wollen wir alle, aber wir brauchen nicht über Jagdethik reden, wenn wir die bewährte deutsche Weidgerechtigkeit den Bach hinunterrauschen lassen.“

Publikation zu Hegegemeinschaften

Unter dem Titel „Der Hirsch und der Mensch“ hat die Deutsche Wildtier Stiftung einen Tagungsband rund um das Thema „Hegegemeinschaften“ herausgegeben. Das Buch enthält alle Vorträge und Poster-Präsentationen des 6. Rotwildsymposiums der Deutschen Wildtier Stiftung auf Schloss Wackerbarth bei Dresden.

7.RWS_TagBandCoverSHegegemeinschaften werden bei Diskussionen um die Höhe der Wildbestände und deren Einfluss auf ihren Lebensraum immer häufiger als Schlüssel zur Lösung von Konflikten genannt. Nachdem Rheinland-Pfalz als erstes Bundesland die Hegegemeinschaften offiziell in die Verantwortung genommen und sie zu Körperschaften des öffentlichen Rechts gemacht hat, wird in vielen Ländern über einen ähnlichen Schritt diskutiert. In dem Tagungsband zu ihrem 6. Rotwildsymposium hat die Deutsche Wildtier Stiftung Beispiele und Vorschläge für ein vorbildliches Engagement von Hegegemeinschaften zusammengetragen. Die Beiträge u.a. zu den Themen Lebensraumgutachten, Kommunikationsstrategien oder Organisation von Nachsuchen geben Anstöße zur Weiterentwicklung der Hegegemeinschaften.

Hier erfahren Sie mehr zu der Publikation „Der Hirsch und der Mensch“.

Die Publikation „Der Hirsch und der Mensch“ kann im Internet unter www.Wildtierland.de oder unter Telefon 040 970786910 bestellt werden.

Broschüre „Hegegemeinschaften in Deutschland“

Die Deutsche Wildtier Stiftung hat im Vorfeld ihres 6. Rotwildsymposiums im Jahr 2012 eine Studie zum Thema Hegegemeinschaften in Auftrag gegeben. Eine Zusammenfassung dieser Studie wurde unter dem Titel „Hegegemeinschaften in Deutschland – Geschichte, rechtlicher Rahmen und Positionen der Akteure“ veröffentlicht.

Auf jeden Hirsch und auf jedes Stück Kahlwild kommen in Deutschland je über 400 Einwohner, die den Lebensraum des Rotwildes auf ganz unterschiedliche Weise nutzen, sei es durch Erholung und Freizeit, Jagd oder Forstwirtschaft. Unvermeidbar kommt es dadurch auf beiden Seiten zu Konflikten. Für den Rothirsch, dessen Lebensraum durch die Zerschneidung und Urbanisierung der Landschaft und durch politische Vorgaben bereits auf etwa 25 % der Gesamtfläche zusammengeschrumpft ist, bedeutet jeder Mensch in seinem Lebensraum eine potentielle Gefahr und damit erhöhte Aufmerksamkeit und manchmal Flucht. Auf der anderen Seite stillt das Rotwild seinen Nahrungsbedarf zu großen Teilen durch die Nutzpflanzen des Menschen und wird damit zum „Schädling“. Der Konflikt zwischen Hirsch und Mensch sollte damit Grund genug dafür sein, dass sich die unterschiedlichen Nutzergruppen des Rothirsch-Lebensraumes zusammenschließen, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, die Hirsch wie Mensch bestmöglich gerecht werden. Allerdings: Die Hegegemeinschaften von heute erfüllen diesen Anspruch bisher nicht!

Die Broschüre „Hegegemeinschaften in Deutschland“ gibt einen Überblick über die Geschichte der Hegegemeinschaften und fasst den derzeitigen rechtlichen Rahmen des Bundes und der Länder zu diesem Thema zusammen (Stand 2012). Außerdem gibt sie einen Überblick über die Positionen verschiedener Akteure zum Thema Hegegemeinschaften, die im Rahmen einer Studie im Auftrag der Deutschen Wildtier Stiftung erhoben wurden. Diese Broschüre will damit einen Beitrag dazu leisten, die Hegegemeinschaften von heute für die Herausforderungen von morgen zu wappnen. Dabei wird es um die Zusammensetzung von Hegegemeinschaften gehen, um ihre Kompetenzen und ihr Selbstverständnis. Die  Konflikte zwischen Hirsch und Mensch müssen gelöst werden, um dieser Wildart in unserer Kulturlandschaft eine dauerhafte Zukunft zu geben.

 

Sie können die Broschüre “Hegegemeinschaften in Deutschland” kostenlos bestellen per Mail an rothirsch@DeWiSt.de oder unter Tel 040 73339 – 1880.