Neue Studie zur Winteranpassung des Rotwildes

(Stuttgarter-Zeitung.de vom 03. Januar 2016) Wie sehr Rotwild seinen Organismus an die wechselnden Jahreszeiten anpassen kann, haben Wissenschaftler der Veterinärmedizinischen Universität Wien in einer neuen Studie vorgestellt:Im Winter verdaut das Rotwild seine Nahrung in einem kleineren Verdauungstrakt. Wird es wieder wärmer, gibt es mehr zu fressen und die Organe werden wieder größer.

Um ihren Stoffwechsel in Gang zu halten, benötigen Rothirsche im Winter mehr Energie. Allerdings finden sie jetzt viel weniger zu fressen als im Sommer und die Pflanzen enthalten obendrein kaum noch Nährstoffe. Ein tödliches Dilemma droht, das die Hirsche mit ihren in der warmen Jahreszeit angefressenen Fettvorräten allein kaum lösen können. Daher passen sie ihren Organismus mit einer Reihe von Maßnahmen an die harschen Winter an, berichten Walter Arnold von der Veterinärmedizinischen Universität Wien und seine Kollegen in der Fachzeitschrift „American Journal of Physiology“.

Den vollständigen Artikel zur Winteranpassung finden Sie hier.

Kleinere Organe benötigen weniger Energie

Den Tricks der Winteranpassung des Rotwilds kamen die Forscher auf die Schliche, als sie drei Jahre lang 16 Hirschkühe durch alle vier Jahreszeiten fütterten – und dabei verblüffende Zusammenhänge beobachteten: Um ihren Körper auch im Winter auf Betriebstemperatur aufzuheizen, brauchen die Tiere bei tieferen Temperaturen mehr Energie. Trotzdem fressen die Hirschkühe im Winter gerade einmal halb so viel wie im Sommer. Dabei stand ihnen beliebig viel Nahrung zu Verfügung. Ein genauer Blick auf den Organismus und eine detaillierte Analyse des Stoffwechsels der Tiere erklärte den Forschern dieses rätselhafte Verhalten: So schrumpften die Verdauungsorgane des Rotwilds im Winter erheblich. Diese Maßnahme können die Tiere sich gut leisten, weil sie ohnehin weniger fressen und daher weniger zu verdauen haben. Die kleineren Organe wiederum brauchen weniger Energie.

Bessere Nahrungsausnutzung

Gelöst ist das Problem damit aber bei weitem noch nicht. Erst als die Forscher die Vorgänge in der Darmwand der Hirsche analysierten, entlarvten sie den entscheidenden Trick, mit dem die Tiere die Winteranpassung vervollständigen. Dort transportieren die Zellen Bestandteile der gefressenen Nahrung wie Zucker und Teile von Proteinen in den Organismus, die besonders viel Energie enthalten. Im Winter aber transportieren die Zellen dort die nahrhaften Zucker und Protein-Bruchstücke viel schneller in den Organismus als im Sommer. In der kalten Jahreszeit nutzen die Hirsche so die Nahrung viel besser als an warmen Tagen aus. Diese Überlegung bestätigen die Forscher, wenn sie den Kot der Tiere untersuchen. Im Winter finden sie darin erheblich weniger Proteine als im Sommer. „Im Winter zählt eben jede Kalorie“, fasst Walter Arnold zusammen.

Die vorgestellte Studie zum saisonalen Wechsel von Organmasse und Nährstoffaufnahme beim Rotwild finden Sie hier:

Walter ARNOLD, Christoph BEIGLBÖCK, Marion BURMESTER, Maria GUSCHLBAUER, Astrid LENGAUER, Bernd SCHRÖDER, Mirja WILKENS, Gerhard BREVES. Contrary seasonal changes of rates of nutrient uptake, organ mass, and voluntary food intake in red deer (Cervus elaphus). American Journal of Physiology – Regulatory, Integrative and Comparative Physiology, 2015; 309 (3): R277 DOI:

Forderung nach Jagdverzicht im Winter

Die Ergebnisse dieser neuen Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien unterstreichen die Notwendigkeit von Energie-Spar-Möglichkeiten für Rotwild im Winter. Die Wissenschaftler um Walter Arnold haben bereits vor einigen Jahren eine temporäre Stoffwechselruhe des Rotwildes in der kalten Jahreszeit nachweisen können. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert daher seit langem, die Jagd auf Rotwild am 31. Dezember eines Jahres zu beenden. Durch die Möglichkeit zur Energieersparnis werden dadurch indirekt auch Wald-Wildschäden verhindert.

Nationalpark Schwarzwald will Jagdruhezone für Schalenwild

(Stuttgarter Zeitung vom 01. September 2015) Die Grundidee von Nationalparken ist der Prozessschutz. Der Mensch zieht sich zurück und lässt der Natur freien Lauf. Das unterscheidet die Schutzgebietskategorie „Nationalpark“ von z.B. „Naturschutzgebieten“, in denen durch gezielte Pflegemaßnahmen bestimmte Arten oder Lebensräume erhalten werden können. Die Idealvorstellung einer ungezügelten Natur stößt jedoch häufig an Akzeptanz-Grenzen, wenn sich zeigt, dass Natur auch zerstörerisch wirken kann – wenn Stürme oder Feuer wüten, Borkenkäfer Fichten kahl fressen oder Rotwild und Rehe Bäume schädigen. In einem Nationalpark aber spricht man nicht von Schaden. Im Prozessschutz gehört alles zum Ökosystem, ob Pflanzen, Pilze, Insekten, Tiere – gleichberechtigt und wertneutral. Der Nationalpark Nordschwarzwald will daher das Prozessschutz-Prinzip nun auch für große Wildtiere gelten lassen: Von Herbst an soll das Rotwild im Nationalpark Nordschwarzwald auf rund 2000 Hektar nicht mehr geschossen werden. Eine echte Herausforderung ist dabei der Anspruch, den Abschussplan für das gesamte Gebiet trotzdem zu erfüllen, um die angrenzenden Wirtschaftswälder nicht zu gefährden. Das zukünftige Jagdkonzept stützt sich daher vor allem auf zwei Bereiche: Bewegungsjagd und ausreichende Äsungsflächen.

Den vollständigen Artikel finden Sie hier.

Rotwild und anderes Schalenwild übernimmt in großen Ökosystemen häufig ganz unbemerkt ökologische Funktionen. Mehr zur Öko-Rolle von Rothirsch & Co, finden Sie hier.

Rechtsstreit um Verstoß gegen Muttertierschutz

(TegernseerStimme vom 21.08.2015) Im Forstbetrieb Schliersee der Bayerischen Staatsforsten wurden bei einer Drückjagd im vergangenen November drei Alttiere erlegt. Es bestehe der Verdacht, „dass es sich um zwei führende Stücke gehandelt haben könnte“, schrieb der damalige Schlierseer Forstbetriebsleiter wenige Tage später in einem offenen Brief, mit dem er sich „von einer Duldung solcher etwaigen Verstöße distanziere“. Bestätigt wurde der mögliche Verstoß gegen den Muttertierschutz auch von Jagd-Beteiligten. Es folgte eine Strafanzeige, die von der Polizeiinspektion Miesbach verfolgt wurde. Im Juni diesen Jahres stellte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen jedoch ein – sehr zum Unmut vieler Jäger in der Region, denen die „Wald vor Wild“-Doktrin im Freistaat Bayern längst ein Dorn im Auge ist. Die pensionierte Richterin Annemarie Schwintuchowski hat den Fall nun bis zum Generalstaatsanwalt getrieben.

Den Artikel zum Rechtsstreit um den Abschuss der Alttiere am Tegernsee finden Sie hier.

Einen Beitrag zum Muttertierschutz beim Rotwild finden Sie im Tagungsband zum 7. Rotwildsymposium der Deutschen Wildtier Stiftung. Helmuth Wölfel lässt dabei keinen Zweifel daran, dass Rotwildkälber die Führung durch das Alttier weit über die Laktation hinaus benötigen. Informationen zum Tagungsband finden Sie hier.

 

 

Petition gegen Räumungsklage für Rotwild

Der vor kurzem gegründete Verein „Wildes Bayern e.V.“ hat eine Online-Petition gegen die konzeptlose Streichung eines Wintergatters für Rotwild im Chiemgau gestartet. Der Verein unterstützt damit regionale Initiativen, die sich in der Sache bereits an den Landtag gewandt haben. „Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass Wildtiere nicht einfach Spielmasse wirtschaftlicher Interessen in Wald und Feld sind,“ so Dr. Christine Miller, 2. Vorsitzende des Vereins.

Der bayerische Staat hat dem Rotwild einst Asyl in seinen Wäldern gewährt. Auf 14 % der Landesfläche, vornehmlich in den Staatsforsten darf heute dieses größte heimische Wildtier noch leben. So auch im Forstbetrieb von Ruhpolding. Nun soll hier eine der zentralen Notunterkünfte im Winter für Rotwild geräumt werden; die Tiere erhalten Platzverweis. Die natürlichen Überwinterungsorte sind auch im Chiemgau für Hirsch und Co. nicht mehr einfach zu erreichen und sie sind ihnen als Aufenthaltsorte auch nicht erlaubt. Das traditionsbewusste Rotwild wird daher auch diesen Winter versuchen, in sein altes Wintergatter zu wandern und dort Zuflucht suchen. Doch auf dem Weg dorthin soll es abgeschossen werden. Die Genehmigung wurde schon erteilt. Wer überlebt, zieht an die alte vertraute Futterstelle und wird dort wahrscheinlich verhungern. „Wir halten die Begründung, warum sich der Forstbetrieb kaum noch Rotwild auf seinen Flächen leisten will, nicht für stichhaltig,“ so Christine Miller. „Deshalb fordern wir die Aussetzung der geplanten Maßnahme und eine seriöse großräumige wildökologische Fachplanung – wie sie in unseren Nachbarländern üblich ist“.

Herzogin Helene in Bayern, die Vorsitzende des Vereins „Wildes Bayern“ ist selber Waldbesitzerin: „Rotwild hat ein Bleibe- und Lebensrecht im Chiemgau und in ganz Bayern! Als Teil der natürlichen Lebensgemeinschaft in und um den Bergwald gehört es zu unserer Heimat. Deshalb fordern wir die Menschen nicht nur im Chiemgau auf, dafür ihre Stimme zu erheben und auch der Politik zu zeigen, dass wir einen verantwortungsvolleren Umgang mit unseren Wildtieren brauchen!“

Die Unterschriftenliste und weitere Informationen findet man auf www.wildes-bayern.de.

Riesenhirsche überlebten die Eiszeit

(scinexx.de vom 10.06.15) In Baden-Württemberg gefundene Knochenreste haben sich überraschend als Relikte des Megaloceros giganteus, des Riesenhirsches, entpuppt. Im Journal „Scientific Reports“ hat ein Autorenteam u.a. von der Uni Tübingen ihre Untersuchungen der Knochenfragmente veröffentlicht: Demnach verschwanden die letzten Riesenhirsche offenbar doch nicht bereits in der Eiszeit aus Mitteleuropa. Stattdessen müssen einige Individuen noch vor 12.000 Jahren gelebt haben.

Der Riesenhirsch war einer der großen Pflanzenfresser des Eiszeitalters. Mit einer Schulterhöhe von zwei Metern und einem Geweih von bis zu 3,40 Metern Spannbreite war er eine imposante Erscheinung, die von unseren Vorfahren auch in vielen Höhlenbildern verewigt wurde. Doch mit dem Höhepunkt der letzten Kaltzeit vor rund 20.000 Jahren verschwand der 1,5 Tonnen schwere Hirsch aus Mitteleuropa – so dachte man jedenfalls bisher. Nur im Nordwesten Europas hielten sich noch einige Vorkommen, vor rund 7.000 Jahren starb der Riesenhirsch dann endgültig aus. Doch nun sind Johannes Krause von der Universität Tübingen und seine Kollegen bei Ausgrabungen in zwei Höhlen am Rand der Schwäbischen Alb auf fossile Knochen eines hirschähnlichen Tieres gestoßen. Datierungen ergaben, dass diese Relikte rund 12.000 Jahre alt sind. Weil zu dieser Zeit schon lange keine Riesenhirsche in dieser Gegend mehr vorkamen, hielt man die Knochen zunächst für die Relikte eines Urzeit-Elchs. Um ganz sicher zu gehen, unterzogen die Forscher die in den Höhlen Hohle Fels und Hohlenstein-Stadel entdeckten Knochen einer genetischen Untersuchung. Es gelang ihnen dabei, mitochrondriale DNA aus den Knochen zu gewinnen und auf ihre Artzugehörigkeit zu analysieren. Das überraschende Ergebnis: Es handelte sich eindeutig um Knochen des Riesenhirschs Megaloceros giganteus.

„Diese unerwartete Präsenz von Megalocerus giganteus in Süddeutschland nach der Eiszeit deutet darauf hin, dass dieser Riesenhirsch länger hier überlebte als bisher angenommen“, sagen die Forscher. Möglicherweise habe es auch in anderen Gebieten Mitteleuropas solche Überlebenden gegeben.

Konkurrenz durch Rothirsch und Co
Die DNA half den Forschern auch dabei, die Verwandtschaft der Riesenhirsche näher zu bestimmen – und einen möglichen Grund für ihr Aussterben. Demnach ist der heutige Damhirsch und nicht der Rothirsch der engste noch lebende Verwandte des Riesenhirsches. „Anhand des Körperbaus wurde spekuliert, ob der Rothirsch am nächsten mit dem Riesenhirsch verwandt sei, dies können wir in unserer Studie klar widerlegen“, sagt Erstautor Alexander Immel von der Universität Tübingen.

Der Rothirsch scheint dafür schon damals ähnlich wie die Rentiere ein Konkurrent des Riesenhirschs gewesen zu sein, wie Isotopenanalysen der Knochen nahelegten: „Vor der letzten Kaltzeit unterschieden sich die Werte von allen drei Arten, danach zeigte sich eine klare Übereinstimmung“, erklärt Mitautorin Dorothée Drucker. „Das deutet auf einen kleiner werdenden Lebensraum hin oder auf eine sich überschneidende Ernährungsweise der Hirscharten.“

Die Forscher spekulieren, dass sich die Riesenhirsche nach der letzten Kaltzeit den Lebensraum und die Nahrung mit anderen Hirscharten teilen mussten. Zudem war ihr bis zu 3,40 Meter breites Geweih wenig geeignet für das Leben im zunehmend bewaldeten Europa. Wahrscheinlich setzten dem Riesenhirsch die Konkurrenz mit anderen Arten sowie eine mögliche Überjagung durch Menschen zu, was letztlich zum Aussterben dieser imposanten Hirsche führte. (Scientific Reports, 2015;  doiu.a. von der Uni Tübingen : 10.1038/srep10853)

Den gesamten Artikel auf scinexx.de finden Sie hier.

Den online-Artikel „Mitochondrial Genomes of Giant Deers Suggest their Late Survival in Central Europe“ finden Sie hier.

Endbericht zu Telemetriestudien vorgestellt

In einem gemeinsamen Forschungsprojekt haben der Schweizer Kanton Graubünden, das Fürstentum Liechtenstein und das Land Vorarlberg in den letzten fünf Jahren das Rotwild im Rätikon untersucht. Am 29. April sind in Raggal (Grosswalsertal) die Ergebnisse vorgestellt worden. Den zweiteiligen Endbericht der Telemetriestudien und eine populärwissenschaftliche Broschüre mit den wichtigsten Ergebnissen des Projektes finden Sie hier.

Das 2009 gestartete Gemeinschaftsprojekt stand unter der Leitung des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Die Studie hatte zum Ziel, mit insgesamt 67 GPS-besenderten Hirschen deren Verhalten und Wanderungen im Rätikon zu dokumentieren und zu analysieren. Die Forschungsergebnisse sollen nun als Grundlage für eine Optimierung des Rotwildmanagements dienen.

Lob für Bündnerjagd …

Projektleiter Friedrich Reimoser von der Universität Wien lobte in seinen Ausführungen das Jagdsystem der Bündner Jagdbehörden: Dass in Graubünden rund Dreiviertel des Abschussplans, trotz hoher Schalenwild-Bestände, innert drei Wochen im September erfüllt werden könne, sei vorbildlich. Üblicherweise dauere die Jagd auf Rotwild bis zum Bezug der Wintereinstände im Dezember. So sei es namentlich in Regionen mit ausgeprägtem Wanderverhalten des Schalenwildes unumgänglich, die Bestände erst zu diesem Zeitpunkt abschliessend zu regulieren. Das Forschungsprojekt belege, dass ein Grossteil des Rotwilds den Sommer in Vorarlberg verbringe. Die abschliessende Bejagung im Spätherbst dürfe nicht zur früh erfolgen, weil der Rothirsch sich ansonsten der Bejagung entziehe und eine gemeinsame Bestandesregulierung immer schwieriger werde. Eine Jagd nach dem ersten Schneefall im Dezember stelle für den Hirsch, im Gegensatz zu Störungen gegen Ende des Winters, aus wildbiologischer Sicht kein Problem dar.

… und Wildruhezonen

Reimoser stellte aufgrund der Studienergebnisse auch dem Wildruhezonen-Konzept ein gutes Zeugnis aus. Im Gegensatz zum Fürstentum Liechtenstein oder Vorarlberg, wo solche Zonen auf freiwilliger Basis beruhen würden, sei das Bündner Modell bereits gesetzlich verankert und demensprechend wirksam. Seine Aussage belegte er mit einer Grafik, welche die Körpertemperatur und Pulsfrequenz von Rotwild während der Wintermonate zeigt. Lediglich jene Tiere in den Wildruhezonen vermochten sich in den naturgegebenen «Stromsparmodus» zu versetzen und dementsprechend Nahrung und Energie zu sparen. In Vorarlberg habe das Rotwild aufgrund der Fütterungen gar keinen Anlass, sich in diesen Modus zu versetzen. Wichtig sei es bei diesem Modell, die Fütterung kontinuierlich zu gewährleisten, weil ein Unterbruch für das Schalenwild sonst schlimme Folgen hätte. Der Hirsch brauche nämlich etwa acht Tage, um seine Körperfunktionen entsprechend anzupassen.

Das Forschungsprojekt brachte noch viele weitere Neuerkenntnisse oder Bestätigungen an den Tag. Eine Zusammenfassung kann in einer entsprechenden, gemeinsamen Broschüre nachgeschlagen werden (Bezug beim Amt für Jagd und Fischerei in Chur).

Den kompletten Artikel finden Sie hier.

Zähltag! Sendung im NDR zur Schalenwild-Erfassung

(NDR „NaturNah“ vom 31.03.2015). Wie zählt man Schalenwild wie Reh- und Rotwild? Mit dieser Frage beschäftigen sich Wissenschaftler der Tierärztlichen Hochschule Hannover im Rahmen einer Studie, die die Deutsche Bundesstiftung Umwelt in Auftrag gegeben hat. Am 30. und 31. März hat das NDR-Fernsehen zwei Fernsehbeiträge über das Projekt gezeigt.

In dem Projekt „Vergleichende Analyse verschiedener Methoden zur Erfassung von freilebenden Huftieren“  werden verschiedene Methoden zur Erfassung von einzelnen Schalenwildarten getestet, um erstmalig aussagekräftige Ergebnisse über Bestandsdichten zu erhalten. Bisher gibt es keine verlässliche Methode, um Wild auf einer definierten Fläche unter natürlichen Bedingungen zählen zu können. Für ein modernes Wildtiermanagement sind Kenntnisse über die Populationsgröße einzelner Schalenwildarten jedoch dringend erforderlich.

Insgesamt werden im Rahmen dieser Studie fünf unterschiedliche Methoden (Scheinwerferzählung, Infrarot [IR]-Taxation/Distance Sampling, Erfassung aus der Luft, Frischkot-Genotypisierung, Fotofallenmonitoring) getestet und verglichen.

Einen 3-minütigen Fernsehbeitrag in der Sendung Hallo Niedersachsen finden Sie hier.

Einen ausführlichen Fernsehbeitrag in der Sendung NaturNah finden Sie hier. 

 

Hirsche der Welt im Jagdschloss Springe

Vom 19. April bis zum 30. August 2015 zeigt das Jagdschloss Springe die Sonderausstellung „Hirsche der Welt“.  Die für Europa einmalige wildbiologische Sammlung von Hirscharten wurde zuletzt im Schloss Palárikovo, Slowakei gezeigt, im Museum des Internationalen Jagdrates zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC). Hauptinitiator ist der Münchner Wildtierforscher Werner Trense. Die Trophäen stammen aus seinem Privatbesitz, stehen jetzt im Eigentum des Landes Mecklenburg-Vorpommern und gehören zum Sammlungsbestand des Jagdschlosses Granitz, Rügen.

Vorgestellt werden Geweihe und Schulterpräparate von 61 Hirscharten. Verbreitungskarten sowie ein Katalog zur Erstausstellung im Jagdschloss Granitz geben interessante Informationen über die Lebensräume, den Populationsstatus und den Schutz in den jeweiligen Heimatländern. Viele der gezeigten Hirsche sind durch Brandrodung der Wälder, Wilddieberei und unkontrollierte Jagd in ihrem Bestand gefährdet oder vom Aussterben bedroht und mahnen zum schonenden Umgang mit der Natur.

Rothirsch oben ohne! Stangensammeln verboten!

(Quelle: Thüringer Allgemeine & dpa/th vom 21.02.2015) Thüringens Hirsche entledigen sich derzeit ihrer bei Sammlern beliebten Geweihe. Doch wer eine solche Geweihstange im Wald finde und sie mit nach Hause nehme, mache sich der Wilderei strafbar, warnte die Landesanstalt Thüringenforst. Darauf stünden Geld- oder Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren. Nur wer vom zuständigen Jäger oder Förster autorisiert sei, dürfe eine solche Trophäe einpacken. Ansonsten müssten Finder sie liegenlassen. Wer derzeit gezielt durch den Wald streife, um Geweihe zu suchen, störe zudem das Wild in der Schonzeit, hieß es.

Vor allem während der Brunft im September benötigen Rothirsche ihre Geweihe, um sich gegen Nebenbuhler verteidigen oder durchsetzen zu können. Dabei bricht schon mal der sprichwörtliche Zacken aus der Krone. Damit zur kommenden Brunft die Stirnwaffe wieder voll einsatzbereit ist, verlieren Rothirsche jeden Spätwinter ihren Kopfschmuck, damit er in den kommenden vier Monaten wieder neu gebildet werden kann. Mehr zum Geweihwachstum des Rotwildes finden Sie hier.

Geweihe mitnehmen gilt als Wilddieberei

Geweihe von Hirschen im Thüringer Wald könnten bis zu acht Kilogramm schwer werden, erklärt Volker Gebhardt vom Vorstand des Thüringenforstes. In Ausnahmefällen seien sogar bis zu zwölf Kilogramm möglich. Besonders stark sei der Kopfschmuck im Alter zwischen 12 und 14 Jahren ausgeprägt. Doch bereiten diese Trophäen den Förstern und Jägern in Thüringen Probleme. Denn das Sammeln der „Stangen“ wie Jäger die abgestoßenen Geweihe nennen, ist illegal und gilt als Wilddieberei, so Volker Gebhardt. Sollte ein Wanderer mit einem solchen Geweih erwischt werden, könnten ihm Geld-, in schlimmen Fällen sogar Freiheitsstrafen drohen.

In der Realität ist das aber eher selten. „Denn werden Stangensammler in flagranti erwischt, so bekommt man regelmäßig die Antwort: Wollte ich sowieso beim zuständigen Jagdpächter abgeben“, erzählt Forstdirektor Horst Sproßmann. Demnach seien Wanderer mit Rucksack, in denen ein Geweih steckt, schon verdächtig. Im Wald würden vor allem Fußspuren an bestimmten Orten darauf hindeuten, dass gezielt nach abgeworfenen Geweihen gesucht wurde.

Seit 16. Januar besteht Schonzeit für Rotwild

Auch den Landesjagdverband in Thüringen ärgern diese „illegalen“ Sammler. Durch sie werde vor allem derzeit das Wild an seinen Futterplätzen gestört, erklärt Steffen Liebig, Vorsitzender des Landesjagdverbandes in Thüringen. Das Rotwild werde durch die Störer nur tiefer in den Wald getrieben, in Gegenden in denen im Winter der Schnee höher liege, ergänzt sein Stellvertreter Manfred Ißleib. Das könne die Tiere schwächen und ihr Überleben im Winter erschweren. Der Jäger weist darauf hin, dass ab 16. Januar für Rotwild Schonzeit sei und es nicht gejagt werden dürfe, damit es Ruhe habe. Wenn die Tiere während dieser Zeit aber immer wieder an ihren Futterstellen von Personen aufgescheucht werden, bestehe die Gefahr, dass sich Rehe und Hirsche tiefer in die Wälder zurückziehen und stattdessen dort dann Bäume anknabbern und so schädigen.

Manfred Ißleib verweist darauf, dass es für Interessierte beispielsweise im Thüringer Wald extra eingerichtete Wildbeobachtungsstationen gebe. Von dort aus könnte den Tieren zumeist das ganze Jahr über, zugeschaut werden. Rotwild kommt in Thüringen vor allem im Thüringer Wald, im Ostthüringer Schiefergebirge, aber auch im Harz und in Südwestthüringen vor.

Rothirsch mit Fernziel?

(jagderleben.de vom 06.02.2015): Ein Rothirsch hat Anfang Februar einen Großeinsatz auf dem Münchner Flughafen ausgelöst. Der ungerade Zehner wurde von mehreren Passanten in einem öffentlichen Bereich entdeckt und die Polizei setzte umgehend zwei Besatzungen in Marsch. Ihnen gelang es den Rothirsch in das umzäunte Audi-Fahrertrainingslager zu treiben, wo er später narkotisiert und in den umliegenden Rotwildbezirk Isarauen gebracht wurde. Unklar bleibt der Grund für den Ausflug des Hirsches: Da Rotwild in Bayern nur auf 14 % der Landesfläche legal leben darf, wollte der Hirsch vielleicht auf diesem Weg das Land verlassen.

Mehr zu den Rotwildbezirken in Deutschland finden Sie hier.

Mehr zum Rothirsch auf dem Flughafen erfahren Sie hier.