Im Herbst geht das größte Landsäugetier Deutschlands keiner Rauferei aus dem Weg. Die Paarungszeit des Rotwildes beginnt in Mitteleuropa Anfang September und dauert fünf bis sechs Wochen.
Faszinierendes Naturschauspiel: Die Brunft der Rothirsche
Mit ungefähr sechs Jahren kann ein Hirsch zum Platzhirsch werden und ein Rudel vor Nebenbuhlern verteidigen. Dabei gibt es feste Rituale: Die Hirsche urinieren in Erdkuhlen, die sie vorher mit den Vorderläufen aufgewühlt haben, um sich darin zu wälzen und ihr Revier zu markieren. Mit dem Harn scheiden sie auch Duftstoffe aus, die wiederum das Paarungsverhalten der Hirschkühe beeinflussen. Wer das Kahlwild – also die weiblichen Tiere — begatten darf, muss ein stattliches Geweih auf dem Kopf haben, mit dem sich der Gegner einschüchtern lässt. Doch Optik ist nicht alles: Es gibt auch ordentlich was auf die Ohren! Das Röhren soll die Konkurrenz erschauern lassen. Wer am lautesten über den Brunftplatz rufen kann, hat auch den mächtigsten Brustkorb, der als Resonanzkörper fungiert. Unüberhörbar dröhnt der tiefe, gepresste und langgezogene Ruf.
Taucht ein kampfwilliger Konkurrent auf dem Brunftplatz auf, schreiten die Hirsche im Imponierschritt parallel zueinander, um sich gegenseitig die Breitseite zu zeigen. Die meisten Nebenbuhler lassen sich vom Platzhirsch schnell durch die Lautstärke der Brunftschreie beeindrucken und suchen das Weite. Erst wenn beide Gegner standhaft bleiben, kommt es zum Kampf. Die Hirsche prallen frontal mit den Geweihen aufeinander und schieben sich über den Brunftplatz. Der Kampf endet, wenn einer der Gegner seine Unterlegenheit spürt und flieht. Sehr selten wird einer der Rivalen im Kampf getötet. Dies alles zehrt an den Reserven: Platzhirsche verlieren während der Brunft bis zu 20% ihres ursprünglichen Körpergewichts.