Mischwald Unterjoch Stöcker

Neue Broschüre „Waldbilder aus Wildwäldern“

In unserem Wald der Zukunft sollen verschiedene Laubbaumarten in unterschiedlichen Altersstadien wachsen. Denn arten- und strukturreiche Mischwälder sind besonders widerstandsfähig gegen Stürme und den Borkenkäfer. Und sie können sich klimatischen Veränderungen besser anpassen als eintönige Nadelwälder. Damit unser Wald der Zukunft möglichst schnell Realität wird, fordern viele Förster und Waldbesitzer vor allem eines – den zahlreichen Abschuss von Rehen und Hirschen. Denn diese ernähren sich unter anderem von  jungen Baumtrieben und gelten vielen Menschen darum als Schädlinge. Um die Jagd zu intensivieren, sollen Schonzeiten verkürzt und Jagdreviere verkleinert werden. Zum Tag des Waldes am 21. März 2023 hat die Deutsche Wildtier Stiftung gemeinsam mit dem Fachbuchautor Burkhard Stöcker die Broschüre „Waldbilder aus Wildwäldern“ veröffentlicht. Sie zeigt, dass zukunftsfähige Wälder auch dort wachsen können, wo bewusst Rücksicht auf große Wildtiere genommen wird.

„In unserer neuen Veröffentlichung stellen wir neun Forstbetriebe zwischen dem Stettiner Haff im Norden und den Hohen Tauern im Süden vor, in denen unter ganz unterschiedlichen Bedingungen und aus unterschiedlichen Interessen Forstwirtschaft betrieben wird“, sagt Dr. Andreas Kinser, Leiter Natur und Artenschutz der Deutschen Wildtier Stiftung. „Bei allen Unterschieden haben die Betriebe dennoch eines gemein: Durch ein kluges Wildtiermanagement gelingt es ihnen, die Wildverteilung zu beeinflussen und dadurch forstliche Ziele zu erreichen“, so Kinser. Alle Betriebe schaffen gezielt alternative Nahrungsangebote, indem sie zum Beispiel forstlich unattraktive Baumarten akzeptieren. In der Pionierphase von Wäldern, die auch nach Stürmen oder Insektenbefall einsetzt, bietet die natürlich entstehende Vegetation aus Sträuchern und Weichholzarten ein unerschöpfliches Reservoir an Futterpflanzen für Rehe und Hirsche. Die Verjüngung der eigentlichen Hauptbaumarten wird so entlastet. Zäune sind in den vorgestellten Betrieben die Ausnahme, wenn zum Beispiel bisher sehr seltene Baumarten, etwa Esskastanien, künstlich in die Wälder eingebracht werden.

Die wildtierfreundlichen Betriebe unterstreichen auch, dass die Jagd eine zentrale Bedeutung für arten- und strukturreiche Waldbilder hat – genauso wie die Jagdruhe. Denn verjagte Tiere müssen einen Platz finden können, an dem sie sich aufhalten dürfen. „Wildruhezonen können Bereiche, in denen eine Verjüngung notwendig ist, ähnlich entlasten wie eine intensive Jagd“, sagt Andreas Kinser. Deshalb plädiert die Deutsche Wildtier Stiftung dafür, in jedem Revier auch jagdfreie Gebiete einzuhalten. Durch den Dreiklang aus Jagd, Jagdruhe und alternativem Nahrungsangebot kann es schließlich gelingen, arten- und strukturreiche Wälder wachsen zu lassen und Wildtieren gleichzeitig ihre natürlichen Verhaltensweisen zu ermöglichen.

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