In den Fängen der Eiszeit
(FAZ vom 23.2.19) Wissenschaftler von der Universität Porto haben gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Spanien und den Vereinigten Staaten die Evolution des Rotwildes (Cervus elaphus) untersucht. Wie die molekulargenetischen Analysen von mehr als neunhundert Tieren aus ganz Europa ergaben, haben sich die Rothirsche wahrscheinlich während der „Saale-Kaltzeit“ (vor 190.000 bis 127.000 Jahren) in drei Gruppen gespalten: in eine östliche, eine westliche und eine mediterrane Population. Dass die anschließende Warmzeit wieder eine Vermischung erlaubt hat, zeigt die DNA fossiler Hirschknochen aus Spanien, die östliche Merkmale enthielt. Als die Gletscher in der letzten Kaltzeit vor ca. 23.000 Jahren auf ihre maximale Größe wuchsen, trennten sich die Populationen erneut in eine westliche und eine östliche. Spuren der einstigen Vermischung sind dadurch in Spanien vermutlich ebenso verloren gegangen wie auf dem Balkan. Von dort aus konnte sich das Rotwild nach dem Ende der Eiszeit wieder in Ost- und Mitteleuropa ausbreiten.
Den Artikel in der FAZ vom 23.2.2019 finden Sie hier.
Den wissenschaftlichen Artikel in der Online-Zeitschrift „Plos One“ finden Sie hier.
Würde der Artikel die heutigen Wanderbewegungen der Art beschreiben, müsste er mit „In den Fängen der Forstwirtschaft“ überschrieben sein. Denn vor allem in den südlichen Bundesländern wird dem Rothirsch per Gesetz vorgeschrieben, wo er leben darf und vor allem wo nicht: Im Grün-regierten Baden-Württemberg muss der Rothirsch auf 96 % der Landesfläche per Gesetz ausgerottet werden, weil die Forstwirtschaft seine Fraßgewohnheiten fürchtet. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert daher „Freiheit für den Rothirsch“ und eine Auflösung der No-Go-Areas für den Rothirsch.