Geweihaufbau bei einem ungeraden bzw. einem geraden 12-Ender.
Der einjährige Rothirsch besitzt als erstes Geweih fast immer nur zwei Spieße, weshalb er auch „Spießer“ genannt wird. Zwei- und Dreijährige Rothirsche haben in der Regel an jeder Geweihstange drei oder vier Enden und sind damit 6- oder 8-Ender. Für die Bezeichnung eines Rothirsches wird die Endenzahl der Geweihstange mit den meisten Enden mit 2 multipliziert. Haben beide Geweihstangen die gleiche Endenzahl ist der Hirsch „gerade“, ansonsten „ungerade“. Erwachsene Rothirsche können über zehn Enden an einer Geweihstange haben. In der Regel haben sie aber sechs oder sieben Enden je Geweihstange und sind damit gerade oder ungerade 12- bzw. 14-Ender.
Geweihwachstum bei Rothirschen
Grund für den Abwurf der Geweihstangen im Spätwinter ist der Tiefststand des Sexualhormons Testosteron beim Rothirsch. Früher hieß der Monat Februar auch Hornung. Dabei besteht das Geweih eines Rothirschen keineswegs aus Horn, sondern aus Knochensubstanz. Wissenschaftler kennen heute zwar den Vorgang des Geweihabwurfes, doch warum die Natur dem Tier einen derartigen körperlichen Kraftakt zumutet, ist ungeklärt. Fest steht: Das Tier bildet innerhalb von etwa 140 Tagen ein völlig neues Geweih aus. Dem Körper wird während des Geweihwachstums viel Kalzium für die Knochenbildung entzogen – denn eine einzelne Geweihstange kann bis zu sieben Kilogramm wiegen.
Knochenfressende Zellen, sogenannte Osteoklasten, zerstören als Folge des sinkenden Hormonspiegels die Knochensubstanz zwischen dem Geweih und den knöchernen Stirnzapfen, den sogenannten Rosenstöcken, am Kopf des Tieres. Dadurch löst sich die Geweihstange – und auch der stolzeste aller Platzhirsche steht im Februar plötzlich „oben ohne“ da.
In der Natur wird alles genutzt – auch die abgeworfenen Geweihstangen. Sie sind aufgrund ihres hohen Kalk- und Phosphorgehaltes bei Nagetieren wie Mäusen beliebt. Das Sammeln und Mitnehmen von Abwurfstangen ist Waldbesuchern allerdings nicht erlaubt. Wer unbefugt ist und Abwurfstangen mitnimmt, macht sich der Wilderei schuldig.
Fährtenbild (Tritt) eines Hirsches (links) und eines Alttieres (rechts)
Grafiken aus Fischer/Schumann „Rotwild ansprechen und bejagen“ mit freundlicher Genehmigung der JANA Jagd + Natur VertriebsGmbH/ Verlag J.Neumann-Neudamm AG
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