Jäger und Wildbiologen haben in Schleswig-Holstein in den vergangenen Jahren regelmäßig verformte Unterkiefer und andere Fehlbildungen bei Rothirschen entdeckt. Die Deformationen sind erste äußerliche Anzeichen für eine voranschreitende Inzuchtdepression in den Rotwildbeständen Schleswig-Holsteins. Denn obwohl gerade aus Dänemark zur Zeit immer wieder Tiere einwandern, ist der Genpool keiner der Teilpopulationen im Land groß genug, um sich zukünftig an sich verändernde Umweltbedingungen anpassen könnten. Es wäre deshalb von entscheidender Bedeutung, dass es immer wieder zur Abwanderung einzelner Tiere in andere Teilpopulationen kommt. Leider enden diese Wanderungen allzu oft an Autobahnen, Eisenbahnstrecken oder den Spundwänden künstlicher Wasserstraßen. Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein fordert daher den Bau von Wildquerungen, damit sich die Populationen wieder vernetzen können.
Ein wesentlicher Grund für die Situation des Rotwildes in Schleswig-Holstein liegt auch in seiner Geschichte. Die Art wurde nach der Reform des Jagdrechts Mitte des 19. Jahrhunderts weitestgehend ausgerottet – eine Analyse von H.-A. Hewicker kam zu dem Ergebnis, dass es 1869 nur noch 50 bis 60 Stück Rotwild in Schleswig-Holstein gab. Diese Tiere sind mit Ausnahme der Population im Duvenstedter Brook die Urahnen aller heute lebenden Individuen. Die Masse des Rotwildes, dass heute durch Schleswig-Holstein zieht, ist daher sehr eng miteinander verwandt.
Einen ausführlichen Artikel des Landesjagdverbandes Schleswig-Holstein zur Notwendigkeit von Wildquerungen finden Sie hier.