Freiheit für den Rothirsch in Baden-Württemberg!

Die Deutsche Wildtier Stiftung hat am 11. Dezember die weltweit erste geröhrte Petition an Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg, übergeben. Doch statt Körben mit Unterschriftenlisten gab es einen Stick mit einer Audiodatei. Zu hören sind fast 10 Stunden Hirschröhren. „Mittlerweile fordern über 30.000 Naturfreunde mit uns gemeinsam mehr Lebensraum für den Rothirsch in Baden-Württemberg“, erläutert Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung. Für die geröhrte Petition zählt jede Unterstützerstimme mit einer Sekunde Hirschröhren!

Rothirsch-Petition läuft weiter

Die Petition läuft auch nach der Übergabe der ersten 30.000 Stimmen weiter. Geben sie auf www.change.org weiterhin Ihre Stimme ab!

Bei der Übergabe zeigte sich der Minister zwar gesprächsbereit, verwies aber nur auf den noch nicht vorliegenden Managementplan für das Rotwild Gebiet Nordschwarzwald. „Wir brauchen nicht mehr Papier, sondern einen beherzten Schritt in eine neue Rotwildpolitik“, fordert der Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung.

Mitte September startete die Deutsche Wildtier Stiftung ihre Online Petition auf www.HilfdemHirsch.org. Worum geht es bei der Petition? In Baden-Württemberg darf Deutschlands größtes Säugetier nur in fünf gesetzlich ausgewiesenen Rotwildgebieten leben. „Das sind gerade vier Prozent der Landesfläche“, kritisiert Münchhausen. „Außerhalb dieser fünf voneinander isolierten Rotwildgebiete müssen die Tiere erschossen werden. Wir fordern, die Lebensräume für den Rothirsch in Baden-Württemberg auszuweiten.“

Auch nach der Übergabe wird weiter um Unterschriften für den Rothirsch geworben, denn 2020 läuft die Rotwildrichtlinie des Landes Baden-Württemberg aus. Diese Richtlinie, die verhindert, dass sich die Tiere ausbreiten können, darf nicht einfach verlängert werden. „Wir werden mit allen Naturfreunden gemeinsam weiter dafür kämpfen, dass der Rothirsch zukünftig im ganzen Schwarzwald leben und neue Gebiete in Baden-Württemberg wie die Schwäbische Alb besiedeln darf“, so Münchhausen.

Argumente für die Abschaffung der Rotwildbezirke

Der Rothirsch kann im Gegensatz zu anderen Wildtieren seinen Lebensraum in Baden-Württemberg nicht selbst bestimmen. Eine Verordnung aus dem Jahr 1958 legt fest, wo der Rothirsch leben darf und wo nicht. Ein Lebensrecht hat der Rothirsch nur in fünf ausgewiesenen Rotwildbezirken. Alle Regionen außerhalb dieser Gebiete müssen per Totalabschuss hirschfrei gehalten werden. Die Rotwildbezirke umfassen weniger als 4% der Landesfläche, d.h. 96 % Baden-Württembergs sind ein „No Go Area“ für den Rothirsch. Die auf der Verordnung von 1958 aufbauende Rotwildrichtlinie läuft 2020 aus – eine Chance für eine bessere Rotwildpolitik!

Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert das Land Baden-Württemberg auf, die Rotwildbezirke abzuschaffen und dem Rothirsch mehr Lebensraum zu geben!

  • Ob Reh, Wildschwein oder Wolf – alle Wildtiere suchen sich für sie geeignete Lebensräume. Kommt es dabei zu Konflikten mit den Nutzungsinteressen des Menschen, müssen diese gelöst werden. Die Lösung darf jedoch nicht heißen, Wildtiere großflächig zu vernichten. Die durch den Nahrungsbedarf ausgelösten Fraßeinwirkungen des Rotwildes in der Feldflur und im Wald sind kein hinreichendes Argument, diese Tierart nur in winzigen „Reservaten“ zu dulden und sie außerhalb vollständig abzuschießen. Durch ein umfassendes Management unter Einbindung aller relevanten Akteure lassen sich Schäden in der Land- und Forstwirtschaft reduzieren, u.a. durch veränderte Jagdmethoden und das Schaffen von Äsungsflächen.
  • Der Rothirsch ist Teil unserer Artenvielfalt und trägt als großer wildlebender Pflanzenfresser zur Erhaltung der Biodiversität bei. Nahrungsaufnahme und Wanderbewegungen der Tiere schaffen Mikrohabitate und verbreiten Pflanzensamen. Auch der Verbiss oder das Schälen von Bäumen sind aus ökologischer Sicht keine Schäden.
  • Langfristig bleiben vitale Rotwildpopulationen nur erhalten, wenn ein genetischer Austausch möglich ist. Solange der Lebensraum der Tiere in Baden-Württemberg auf fünf kleine und untereinander nicht vernetzte Areale begrenzt wird, besteht die Gefahr einer Inzuchtdepression durch zunehmende genetische Verarmung.
  • Da der Rothirsch bevorzugt tradierte Wanderrouten nutzt, können mögliche Kollisionen im Straßenverkehr durch Wildbrücken u.a. auf Grundlage des für Baden-Württemberg existierenden Generalwildwegeplans reduziert werden.
  • Der Rothirsch sollte auch in Baden-Württemberg für Naturfreunde erlebbar werden. Es besteht zurzeit kaum eine Chance, den Rothirsch in freier Wildbahn zu beobachten. Dabei ist das Tier eng mit der Landeskultur verbunden und das Erlebnis großer Wildtiere stärkt und fördert die Sensibilität und Akzeptanz der Öffentlichkeit für den Arten- und Naturschutz. Aufbauend auf den Konzepten im Südschwarzwald und im Schönbuch sind vor allem Nationalparke und Biosphärengebiete gefordert, das Erlebnis von Wildtieren für den Menschen zu ermöglichen.

 

Kampagne „PLATZ-Hirsch“ gestartet!

Der Landesjagdverband Baden-Württemberg hat die Kampagne „PLATZ-Hirsch“ gestartet! Denn der Umgang mit dem Rotwild ist nach Ansicht des Verbandes im „Ländle“ nicht mehr zeitgemäß. Rotwild wird dort nur in fünf exakt abgegrenzten Gebieten geduldet. Dabei ist Rotwild sehr mobil – seine Wanderkorridore sind Grundlage für den Generalwildwegeplan, der für die Raumplanung in Baden-Württemberg inzwischen verbindlich ist. Trotzdem muss heute noch nahezu alles Rotwild außerhalb der definierten Gebiete erlegt werden.

Der Umgang mit dem Rotwild wird im Land durch eine Verordnung aus dem Jahr 1958 geregelt. Trotzdem sich in den 61 Jahren sehr vieles verändert hat, gilt die antiquierte Regelung nach wie vor. Der LJV fordert deshalb

  • Mehr Platz:                       4% der Landesfläche als Rotwildlebensraum sind zu wenig, eine Anpassung der Rotwildgebiete und die Möglichkeit der Erschließung neuer Lebensräume ist erforderlich,
  • Mehr Plan:                        Ganzheitliche Managementplanung für das ganze Land,
  • Mehr Respekt:                 Wildruhezonen sind wichtige Bestandteile dieser Planung,
  • Mehr Vielfalt:                  die ökologische Rolle von Rotwild, u.a. als Biodiversitätsstifter muss stärker berücksichtigt werden,
  • Mehr Verbund:               die stärkere Vernetzung von Lebensräumen und die Aufhebung des Abschussgebots außerhalb von Rotwildgebieten.

Nähere Informationen sowie ein Erklär-Video zum Rotwildmanagement in Baden-Württemberg finden Sie unter www.platzhirschbw.de .

Die Kampagne des Landesjagdverbandes Baden-Württemberg läuft parallel zu der online-Petition der Deutschen Wildtier Stiftung  zum Thema Rotwild in BW hinweisen: https://kurzelinks.de/9f90. 

Die beiden Kampagnen laufen parallel und unterstützen sich gegenseitig. Das gemeinsame Ziel ist es, die Situation des Rotwildes in Baden-Württemberg zu verbessern.