Ausgezeichnetes Projekt: Hirsche als Landschaftspfleger
Dass auch Rothirsche durch Beweidung zum Erhalt von ökologisch wertvollen Offenlandschaften beitragen können, verdeutlicht ein Projekt auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Das Projekt „Rothirsche als Landschaftspfleger“ wurde jetzt mit dem Preis der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet.
Der 23.000 Hektar große Truppenübungsplatz Grafenwöhr nordöstlich von Nürnberg gehört zu den bundesweit wertvollsten Arealen des europäischen Schutzgebietsnetzes NATURA 2000. Zahlreiche gefährdete und vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten sind hier zuhause. Zudem besitzen einige Lebensräume auf dem Gelände gesamteuropäische Bedeutung. Aufgrund eines langfristigen, zielgerichteten Wildtiermanagements nutzt der dortige Rothirschbestand intensiv das vorhandene Offenland. Mit Hilfe des Projektes „Rothirsche als Landschaftspfleger“ konnte gezeigt werden, dass die Rothirschbeweidung maßgeblichen Einfluss auf Vegetationsentwicklung und Biodiversität der Lebensräume hat und gleichzeitig steuerbar ist.
Kombination aus Wissenschaft und Praxis
Naturnahe Offenlandlebensräume zu erhalten ist eine große Herausforderung für den Naturschutz. Als Landschaftspfleger haben sich extensiv gehaltene Nutztiere wie Rinder oder Schafe bewährt, diese können aber nicht überall eingesetzt werden. Mit dem fünfjährigen Projekt „Rothirsche als Landschaftspfleger“ gingen der Bundesforstbetrieb Grafenwöhr und seine Partner ganz neue Wege. Ihr innovativer Ansatz: den Rothirschbestand in den Offenlandbereichen zu konzentrieren und die Jagd dort auf wenige Tage im Jahr zu minimieren. In dem Projekt wurde überprüft, welchen Einfluss dies auf die Vegetationsentwicklung und die Biodiversität hat. Dazu statteten die Bundesförster 44 Rothirsche mit GPS-Sendehalsbändern aus. Das Ergebnis: Die Rothirschbeweidung auf dem Übungsplatz bewirkt den Erhalt von ökologisch wertvollen Offenlandlebensräumen und ist gleichzeitig Wegbereiter zahlreicher streng geschützter und gefährdeter Arten. Die Kombination von wissenschaftlich fundierten Belegen und dem Anwendungsbeispiel Grafenwöhr hat damit gezeigt, dass wildlebende Rothirsche einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt bedrohter Offenlandlebensräume leisten können.
Der im August 2019 erschienene Tagungsband der Deutschen Wildtier Stiftung zur tierschutzgerechten Rotwildreduktion enthält mehrere Beiträge aus dem Projekt „Rothirsche als Landschaftspfleger“. Näheres zu dem Tagungsband und die Bestellinformationen finden Sie hier.