Wildruhezonen für Rotwild ausgewiesen

(Usinger Anzeiger vom 22.09.2016) Im Hochtaunuskreis wurden Mitte September zwei offizielle Wildruhezonen ausgewiesen. Die für das Rotwild geschaffenen Rückzugsgebiete umfassen insgesamt 150 Hektar Wald, in denen besondere Verhaltensregeln für Jagd, Forst und Tourismus gelten: Das Betreten ist ausschließlich auf den befestigten Straßen und Wegen erlaubt und auch Hunde dürfen diese nicht verlassen. In Kooperation mit dem Naturpark Taunus wurden sogar Wanderwege umgelenkt, um vor allem dem Rothirsch ein möglichst großes Rückzugsareal zur Verfügung zu stellen. Im Bereich der Wildruhezonen findet nunmehr eine stark eingeschränkte Bejagung statt und die Jagd an den Äsungsflächen ist sogar generell untersagt.

Grundlage für die nun ausgewiesenen Wildruhezonen sind Erhebungen zur Lebensraumsituation des Rotwildes, welche von der Unteren Naturschutzbehörde in Kooperation mit dem Arbeitskreis Wildbiologie der Universität Gießen und den vor Ort agierenden Jägern vorgenommen worden sind. In der weiteren Planungsphase wurden sämtliche Akteure aus den Bereichen Verwaltung, Forst, Jagd und Tourismus an einen Tisch berufen, um die unterschiedlichen Interessen in einem Ruhezonenkonzept bestmöglich zu vereinbaren. Denn mit der steigenden Freizeitaktivität in der freien Natur geht vor allem in Ballungsgebieten wie dem Taunus eine starke Störung für heimische Wildtiere einher. Derartige Störungen führen letztendlich auch zu gesteigerter Nachtaktivität und einem Verweilen des Rotwildes in seinen Einständen. Da die Tiere nicht mehr ihren natürlichen Verhaltensweisen nachgehen und sich nicht mehr auf Waldwiesen trauen, kann es zu einer Steigerung der Schälschäden an Bäumen kommen. Konflikte mit dem zuständigen Forstbetrieb und dem Waldbesitzer sind die Folge.

Zum vollständigen Artikel im Usinger Anzeiger gelangen Sie hier.

Die Deutsche Wildtier Stiftung setzt sich seit vielen Jahren für die Einrichtung von Wildruhezonen in den Kernbereichen der Rotwildvorkommen ein. Eine Studie zum jagdlichen Umgang mit dem Rotwild in den Bundesländern finden Sie hier.

 

Der Wald ist nicht genug

(Sächsische Zeitung vom 07.09.2016) In Sachsen tobt ein Kampf um die Zukunft des Rotwildes. Es geht um artgerechtes Leben, Holznutzung und Wissenschaft – und um viel Geld. Die Kontrahenten sind die Rotwildhegegemeinschaft Erzgebirge auf der einen und der Staatsbetrieb Sachsenforst auf der anderen Seite. Die einen fordern einen tierschutzgerechten Umgang mit dem Rotwild in Sachsen und ein staatlich gestütztes Rotwildmanagement mit Wildruhezonen, in denen nicht gejagt wird. Die anderen, der Staatsbetrieb Sachsenforst, wollen den Wald widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel machen und investieren dafür mehr als 140 Millionen Euro in den Waldumbau, der durch überhöhte Wildbestände gefährdet sei. Das Kuriose: Beide Seiten wollen ihre Position mit einer eigene Studie über die eigentliche Populationsgröße des Rotwildes im Erzgebirge untermauern. Und beide Auftragnehmer sitzen an der TU Dresden, nur in unterschiedlichen Instituten.

Zwei Studien mit der gleichen Zielstellung, beide in Kooperation mit der TU Dresden und beide Hunderttausende von Euro teuer – das erscheint skurril. Umso mehr, da die verstrittenen Seiten dasselbe Ziel haben: weniger Wildschäden in Sachsen und ein auch zahlenmäßig gesundes Verhältnis von Wild und Wald. Allein der Weg zum Ziel ist ein unterschiedlicher: Die einen argumentieren, dass eine kluge Jagd mit Wildruhezonen und kurzen Jagdzeiten auch Wildschäden verhindern können. Die anderen, der Staatsbetrieb Sachsenforst, sehen allein im Abschuss der Tiere den Lösungsweg.

Den vollständigen Artikel in der Sächsischen Zeitung finden Sie hier.

Aus Sicht der Deutschen Wildtier Stiftung ist die Reduktion der Rotwildpopulation nur ein Baustein, um den Konflikt um Wald und Wild zu lösen. Die Stiftung fordert daher seit langem ein Umdenken bei der Jagd auf Rotwild. Denn Wildruhezonen, kurze Jagdzeiten und Lebensraumverbesserung führen nicht nur zu insgesamt geringeren Wildschäden, sondern auch zu höheren Jagdstrecken.